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Autoschieberbande hatte es an Rhein und Ruhr auf teure Geländewagen abgesehen

Autoschieberbande hatte es an Rhein und Ruhr auf teure Geländewagen abgesehen

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Foto: dpa
Polizei stellt Autos im Wert von über 200 000 Euro am Niederrhein sicher. Zwei Verhaftungen

An Rhein und Ruhr. 

Eine Halle an der B 58 in Schermbeck – als sich zwei Männer nähern und aufschließen wollen, erfolgt der Zugriff. Polizisten verhaften den 22-jährigen Dovydas K. und Justas M. (25), zwei mutmaßliche Autoschieber. In der Halle stehen vier gestohlene, baureihengleiche Range Rover. Gesamtwert: über 200 000 Euro. Die Ermittler vermuten, dass zuvor schon weitere Fahrzeuge außer Landes gebracht worden waren.

Einer der sichergestellten Geländewagen war am 20. August in Castrop-Rauxel geklaut worden, ein weiterer sechs Tage später in Mülheim, der dritte zwei Tage später in Dortmund und der vierte schließlich am 3. September im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel. Der Diebstahl in der Landeshauptstadt war der Polizei rasch gemeldet worden. Die Beamten hatten das gestohlene Fahrzeug orten können, offenbar per GPS-Chip. Sie fanden so zu der Halle im sonst so beschaulichen Schermbeck am Niederrhein, die dann observiert wurde. Die Halle war von den Kriminellen bereits im März unter falschem Namen angemietet worden.

Iran und Tadschikistan als beliebte Zielländer

Die federführende Polizei in Düsseldorf ist weiteren möglichen Bandenmitgliedern auf der Spur. „Üblicherweise besteht so eine Bande aus 15 bis 20 Leuten“, erklärte der leitende Ermittler, Kriminalhauptkommissar Raimund Dockter, gestern. Die beiden festgenommenen und jetzt in U-Haft sitzenden Litauer sind alte Bekannte. Beide waren schon wegen schwerem bandenmäßigen Kfz-Diebstahl aufgefallen. Fester Wohnsitz – Fehlanzeige. „Die Männer wohnten konspirativ“, berichtete Dockter. Der ältere der beiden hatte bei der Verhaftung einen gefälschten litauischen Reisepass bei sich. Den Beamten bot er forsch, aber freilich erfolglos 40 000 Euro Kaution für seine Freilassung. Mit dem jüngeren K. könnte der Polizei der Kopf der Bande ins Netz gegangen sein.

Dass die Polizisten in der Halle ausschließlich britische Geländewagen antrafen, dürfte kein Zufall sein. Raimund Dockter vermutet, dass die Bande auf Bestellung klaute. Alle sichergestellten Autos waren vom Straßenrand weg gestohlen worden. Die Täter hatten Seitenfenster eingeschlagen und die Fahrzeuge in Minutenschnelle per Laptop gestartet. Der Umschlagplatz in Schermbeck war überlegt wählt, die B58 führt direkt in die Niederlande. Nach Erfahrungen der Ermittler werden geklaute Oberklasseautos von dort nach Belgien gebracht und vom Hafen Antwerpen aus nach Osteuropa verschifft. Der Transport geht dann häufig per Schiene weiter nach Asien, in Länder wie Iran und Tadschikistan. Dort, so heißt es bei der Polizei, sehe man mitunter gestohlene Autos noch mit deutscher Umweltplakette herumfahren, weil sich diese so schwer entfernen lasse.