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Zitatgeberin von Guttenberg fordert Aberkennung von Doktortitel

Zitatgeberin nennt Guttenbergs Verhalten „dumm“

Berlin. 

Die Passauer Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig hat die Aberkennung des Doktortitels von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gefordert. „Es ist mir unverständlich, wie man sich solch eine Blöße geben kann“, sagte Zehnpfennig der Zeitung „Die Welt“. Guttenberg, der für seine Doktorarbeit Passagen aus einem Aufsatz Zehnpfennigs übernommen haben soll, ohne dies als Zitat zu kennzeichnen, habe sich „dumm“ verhalten, sagte die Politikwissenschaftlerin.

Nach Ansicht des Bremer Juraprofessors Andreas Fischer-Lescano, der die Plagiatsvorwürfe zuerst aufgebracht hatte, verstieß Guttenberg gegen die Promotionsordnung der Universität Bayreuth. Wie die „Financial Times Deutschland“ unter Berufung auf einen Artikel des Wissenschaftlers für die Fachzeitschrift „Kritische Justiz“ berichtete, hat Fischer-Lescano aufgrund des fehlerhaften Umgangs mit Zitaten Zweifel, „dass die Dissertation wissenschaftlichen Mindeststandards entspricht“.

„Schmutzkampagne“

Der Frankfurter Europarechtler Felix Hanschmann, der gemeinsam mit Fischer-Lescano die strittigen Passagen bei einer Routineprüfung entdeckte, betonte in der „Passauer Neuen Presse“ sie hätten kein politisches, sondern ein rein wissenschaftliches Interesse gehabt. Seiner Ansicht nach ist der Umfang der Verstöße wie auch die Vorgehensweise bei Guttenberg vergleichbar mit anderen Plagiatsfällen, in denen die angerufenen Gerichte eine Aberkennung des Doktortitels durch die Universität bestätigten.

Die CDU nahm unterdessen Guttenberg gegen die Vorwürfe in Schutz. Unionsfraktionsvize Günther Krings (CDU) sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die Vorwürfe seien „lächerlich“. „Seine Doktorarbeit ist von einem der führenden deutschen Verfassungsrechtler wissenschaftlich betreut worden und in einem höchst renommierten Wissenschaftsverlag erschienen, der für seine strengen Maßstäbe bekannt ist“, sagte Krings. Die „maßlos überzogenen Reaktionen“ der Opposition seien Teil einer „Schmutzkampagne“, sagte der CDU-Abgeordnete.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert die Aufklärung der Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). „Die Plagiatsvorwürfe gegen den Verteidigungsminister sollten ganz in Ruhe aufgeklärt werden“, sagte die FDP-Politikerin dem „Hamburger Abendblatt“ laut Vorabbericht. „Aufgeregte Kommentare sollten genauso unterbleiben wie Vorverurteilungen.“

SPD-Politiker Arnold kritisiert Guttenberg wegen Doktorarbeit

Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold hält Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) als Verteidigungsminister für ungeeignet, sollte ihm der Doktortitel wegen der Plagiatsvorwürfe aberkannt werden. „Guttenbergs Glaubwürdigkeit wäre dann völlig zerstört“, sagte Arnold der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Und ein Minister, der seine Glaubwürdigkeit verloren hat, kann nicht mehr wirklich arbeiten.“ Im Bereich der Bundeswehr, in dem es in hohem Maße auf Vertrauen ankomme, sei dies möglicherweise noch schwerer als in anderen Ressorts. (dapd/afp/rtr)