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Wie Rösler und Brüderle nach der FDP-Zeit ihr Geld verdienen können

Wie FDP-Politiker jetzt ihr Geld verdienen können

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Foto: dpa
Nach dem Katastrophen-Ergebnis bei der Bundestagswahl müssen sich die FDP-Spitzenpolitiker um Parteichef Rösler und Spitzenkandidat Brüderle nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen. Das sind die Chancen eines Humanmediziners, eines Erst-Semester-Studenten und eines Haustierversicherers auf dem Arbeitsmarkt.

Essen. 

Während die FDP-Spitze um Philipp Rösler und Rainer Brüderele noch den Scherbenhaufen ihrer Partei nach dem historischen Wahldebakel zusammenkehren, wird sich der ein oder andere scheidende Politiker bereits um seine berufliche Zukunft Gedanken machen: 93 Abgeordnete der Liberalen, dazu etliche hundert Mitarbeiter in den einzelnen Ressorts, sind jetzt schon oder sehr bald auf der Suche nach einem neuen Job.

Den meisten Büroangestellten bleibt dabei wohl der Gang zum Arbeitsamt nicht erspart, kann doch nur eine begrenzte Anzahl bei anderen Fraktionen eine neue Anstellung finden. Die Berliner Direktion der Bundesagentur für Arbeit hat deshalb bereits Informationsveranstaltungen für die FDP-Mitarbeiter geplant.

Nach dem Bundestagsmandat gibt es erst einmal Überbrückungsgeld

Weniger Sorgen – vor allem finanzielle – müssen sich da die Berufspolitiker machen: Zunächst einmal wird jedem FDP-Abgeordneten ein „Überbrückungsgeld“ bezahlt. Diese Geldspritze beläuft sich auf monatlich 7668 Euro für jedes Jahr als Politiker im Bundestag. Das heißt: Bei vier Jahren im Bundestag gibt es vier Monate lang Übergangsgeld. Erst nach 18 Monaten stoppen die Zahlungen, wobei sonstige Einkünfte der Abgeordneten stets mit dem Überbrückungsgeld-Betrag verrechnet werden. Die berufliche Neuorientierung ist so zumindest erstmal frei von Existenz-Ängsten.

Doch den kompletten Neustart müssen nur die wenigsten Politiker wagen. „Viele haben sich die Rückkehr in ihren alten Beruf offengehalten oder sind als Beamte lediglich beurlaubt“, weiß Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit zu berichten. Der Politiker baue bei seiner Tätigkeit zahlreiche Netzwerke auf, so Ebsen weiter: „Auf diese kann er im Anschluss zurückgreifen.“

Auch deshalb mache er sich mehr Sorgen um die Schlecker-Frauen oder die Praktiker-Mitarbeiter, als diese nach den Firmenpleiten in neue Jobs vermittelt werden mussten, als um Politikerprominenz, von der er noch nie gehört habe, dass sie einmal zum Arbeitsamt hätte gehen müssen.

Westerwelle und Leutheusser-Schnarrenberger sind als Anwälte zugelassen 

Zurück in den alten Beruf, diesen Weg werden einige in der FDP-Fraktion gehen: Guido Westerwelle (52) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (62) beispielsweise haben vor ihrer Politik-Karriere ein Jura-Studium abgeschlossen. Nach seinen Staatsexamina an der Uni-Bonn arbeitete Westerwelle von 1991 bis 1994 in der Anwaltskanzlei seines Vaters ebenfalls in der damaligen Bundeshauptstadt. Erst nach seiner Wahl zum FDP-Generalsekretär ließ er die Gesetzbücher ruhen. Doch bis heute ist er als Rechtsanwalt zugelassen.

Ähnlich ist es sich bei Leutheusser-Schnarrenberger. Studium in Göttingen und Bielefeld, Abschluss des zweiten Staatsexamens 1978, anschließend arbeitete die Noch-Justizministerin elf Jahre lang beim Deutschen Patentamt in München. Auch sie darf, wenn sie denn möchte, wieder als Rechtsanwalt arbeiten.

Auch wenn Vortrags-Reden nicht minder lukrativ sind, hält Ebsen diese Tätigkeit für beide für sehr wahrscheinlich: „Ihnen helfen jetzt natürliche vor allem die Kontakte, die sie während ihrer Zeit im Bundestag knüpfen konnten.“

Generell stehen die Job-Chancen für Rechtsanwälte momentan nicht schlecht: Zwar waren Ende August 1100 Juristen arbeitslos gemeldet, dem gegenüber stand aber auch ein Bedarf von knapp 900 Stellen. Ebsen: „Besonders der Bereich der Rechtsberatung ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.“ Und ebenfalls positiv für die FDP-ler: Vierzig Prozent aller Anwälte sind selbstständig, nur ein Drittel arbeitet als Angestellte in einer Kanzlei: Bewerbungsgespräche werden Westerwelle und Leutheusser-Schnarrenberger also eher nicht führen müssen.

Nach der Wahl ist vor dem Studium

Andere FDP-Politiker hingegen vertiefen ihre vor-plenarische Berufsausbildung: Bundesvorstands- und Fraktionsmitglied Johannes Vogel etwa möchte seinen Master in Politikwissenschaften machen. Mit 31 Jahren hat er bereits eine ansprechende Vita vorzuweisen und ist dennoch jung genug, um nicht auf den Campussen der Republik aufzufallen. Dennoch mögen böse Zungen vielleicht behaupten, dass ein Master in Politik vielleicht schon vor der Arbeit im Parlament nicht verkehrt gewesen wäre.

Parteichef Philipp Rösler indes muss sein Studium eigentlich noch beenden. Der 40-Jährige wollte sich nach seinem 1999 abgeschlossenen Studium der Humanmedizin zum Facharzt für Augenheilkunde ausbilden lassen. Doch mehr als den Titel „Arzt im Praktikum“ bekam er nicht. Die fünfjährige Ausbildung ließ er auf Kosten seiner Politik-Karriere sausen.

Doch auch als Humanmediziner hat Rösler gute Karten: „Mit Ausnahme von Berlin und Sachsen herrscht überall in Deutschland ein hoher Bedarf“, zählt Ebsen auf. Durchschnittlich ist ein Mediziner dieser Fachrichtung gerade einmal 171 Tage arbeitslos. Bundesweit gibt es momentan etwa 5000 freie Stellen zu besetzen.

Der scheidende Parteichef wird sich aber sicherlich etwas dabei gedacht haben. Erklärte er doch schon früh, dass er mit spätestens 45-Jahren als Staatsmann aufhören wolle. Wie bei Musikern, müsse der Politiker nämlich abtreten, solange das Publikum noch klatsche. Nun klatscht halt schon fünf Jahre früher niemand mehr.

Dirk Niebel arbeitete im Arbeitsamt

Den ein oder anderen seiner ehemaligen Angestellten könnte Entwicklungsminister Dirk Niebel treffen, sollte er seinen alten Beruf wieder aufnehmen. Der 50-Jährige hat nach seiner Verpflichtung als Zeitsoldat (1983 bis 1991) und nach dem Abschluss eines Verwaltungsstudium (1993) beim Arbeitsamt in Sinsheim gearbeitet.

Zwar wollen die Bundesagenturen bis 2015 noch 17.000 Mitarbeiterstellen abbauen, dennoch finde sich „je nach Qualifikation und Eignung durchaus auch für einen ehemaligen Politiker eine Stelle“, ist sich Ebsen sicher.

Daniel Bahr – Eine Zukunft in der Gesundheits-Branche? 

Die Gesundheitsbranche braucht dringend Fachpersonal. 49.000 Arbeitslosen steht ein Bedarf von mehr als 100.000 Stellen gegenüber. Das wissen bestimmt auch die FDP-Politiker. Da ist es umso praktischer, wenn man als Gesundheitsminister direkt an der Jobquelle sitzt. Daniel Bahr hat passender Weise schon seinem Master „International Health Care and Hospital Management“ in der Tasche, den der 35-Jährige 2008 in Münster gemacht hatte. Berufsbegleitend, ist Bahr doch seit 2003 bei der Commerzbank angestellt und momentan gehaltslos beurlaubt. Auch eine Rückkehr in die Finanzbranche scheint also nicht ausgeschlossen.

Patrick Dörings Zukunft als Generalsekretär der FDP scheint ebenfalls ungewiss. Da hilft es natürlich, wenn man als Politiker in Vorständen diverser Unternehmen sitzt. Der studierte Diplom-Ökonom Döring etwa war noch bis 2011 Vorstandsmitglied einer Haustierversicherung. Anstatt um geplatzte Politikerträume könnte er sich dort also um die Genesung von Pfiffi kümmern.

Vom Redner zum Rentner

Getrost keine Sorgen um seine Zukunft machen, muss sich Rainer Brüderle. Der 68-Jährige hat sich nach 40 Jahren Parteiarbeit und nach neun Jahren im Rheinland-Pfälzischen Landtag und 15 Jahren im Bundestag seinen Ruhestand wohlverdient. Doch sollte ihm dennoch einmal langweilig werden, sitzt der gebürtige Berliner immerhin noch im ZDF-Fernsehrat.