Das Computersystem „Gladius“ soll Soldaten der Bundeswehr im Einsatz besser miteinander vernetzen. Zudem plant das Verteidigungsministerium mit potenziellen Laserwaffen langfristig Kosten zu sparen. Die letzten Tests waren erfolgreich.
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Auch wenn sich der Einsatz der Kampftruppen in Afghanistan dem Ende zuneigt, haben die Soldaten nun ein neues Infanterie-System erhalten. Im März übergab der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall die ersten 30 Gladiussysteme an die Bundeswehr. Die Computertechnik soll den Soldaten im Gefecht bessere Übersicht verleihen und ihnen in Echtzeit Informationen über das Kampfgeschehen liefern. Es soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums zunächst 300 Soldaten im Regionalkommando Nord im Einsatz besser vernetzen.
„Mit Gladius (lat. Schwert, Anm. d. Red.) betritt die deutsche Infanterie das Gefechtsfeld der vernetzten Operationsführung“, sagte Bodo Garbe, Bereichsvorstand von Rheinmetall Defence, bei der Übergabe. Bei der Bundeswehr hat man der Technik einen weniger griffigen Namen gegeben: „Infanterist der Zukunft-Erweitertes System“ (IdZ-ES).
Dabei handelt es sich im Kern um ein Helmdisplay mit Wärmebildkamera, das vor dem Auge des Soldaten hängt, einen Sprechsatz, eine Navigationsausrüstung mit einem digitalen Magnetkompass sowie einen 4,5 Kilo schweren „Kernrechner“, der in einem flachen Rucksack getragen wird. Mit Helm und Splitterschutzweste soll die Ausrüstung nach Herstellerangaben 13 Kilo wiegen.
Risiko für Soldaten verringern
Gladius soll dem Infanteristen Informationen über die Position seiner Gegner und seiner Kameraden liefern. Ein Boxer-Panzer bildet die Kommandozentrale des für zehn Soldaten ausgelegten Systems. Gerade bei Kommandoeinsätzen in unübersichtlichem Gelände oder im Häuserkampf soll es die per Funk miteinander verbundenen Soldaten davor schützen, Unbeteiligte oder eigene Leute (Friendly Fire) anzugreifen. Auch feindliche Scharfschützen sollen besser geortet werden können.
Das Verteidigungsministerium verspricht sich vom IdZ-ES, dass Soldaten „ihre Aufgaben mit deutlich verbesserten Erfolgsaussichten und verringerten eigenem Risiko“ durchführen. Noch vor Auslieferung der 30 Systeme hat die Bundeswehr bei Rheinmetall für 84 Millionen Euro gleich 60 weitere bestellt. Sie sollen im Juli und zum Ende des Jahres geliefert werden, um insgesamt 600 Soldaten damit auszurüsten.
Der Kauf von Gladius ist ein Beispiel von vielen, wie sich die Bundeswehr auf den Krieg der Zukunft einstellen will. Noch bis 2014 hat sie unbewaffnete Aufklärungsdrohnen des Typs „Heron 1“ geleast, danach könnten auch Kampfdrohnen zum Einsatz kommen. Bundeskanzlerin Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) machen sich für den Kauf ausländischer Drohnen – etwa der US-Variante „Predator“ – stark. Eventuell könnte aber auch eine europäische Drohne in einem Gemeinschaftsprojekt gebaut werden.
Laser erfolgreich getestet
Neben unbemannten Drohnen, die günstiger zu produzieren und zu warten sind sowie weniger Energie verbrauchen als Kampfflugzeuge und -hubschrauber, gibt es einen weiteren Bereich, mit dem die Bundeswehr langfristig Kosten sparen möchte. Laserwaffen. „Eine potenzielle Laserwaffe käme ohne konventionelle Munition aus. Daher könnten sich die Kosten pro Schuss reduzieren und der Aufwand für Transport, Bevorratung und Lagerung von Munition entfallen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Ende 2012 hatte Rheinmetall erstmals in seinem Erprobungszentrum Ochsenboden in der Schweiz erfolgreich einen 50kW-Hochenergielaser erfolgreich getestet. Die Leistung ermöglichte der auf beweglichen Geschütztürmen montierten Waffe nach Angaben des Rüstungskonzerns „einen massiven T-Stahlträger von 15 Millimetern Stärke auf 1000 Meter Entfernung“ zu durchtrennen.
Wie viel Zeit der Laser dafür benötigte, teilte Rheinmetall allerdings nicht mit. Laser sollen zur Abwehr von Raketen, Artillerie- und Mörsergranaten eingesetzt werden können. Beim Test gelang es, Drohnen in drei Kilometern Entfernung ins Visier zu nehmen und auf einer Distanz von zwei Kilometern abzuschießen. Nun soll die Leistung der Laserwaffe weiter erhöht und eine mobile Variante für Fahrzeuge entwickelt werden. Das würde auch Einsätze im Häuserkampf ermöglichen.
Da es sich allerdings um eine völlig neue Waffenart handelt, steht noch nicht fest, wann und wie die Laserkanonen für die Bundeswehr zum Einsatz kommen können und was sie kosten sollen, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.