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Was sind die wichtigsten Behandlungsmethoden bei Krebs? Wie geht es dem Patienten während der Therapie? Wo ist die Behandlung wirksamer – in Spezialzentren oder in nicht spezialisierten Kliniken? Dass es endlich Antworten auf quälende Fragen wie diese gibt, darauf warten Ärzte schon lange. „Jetzt sind wir einen extrem wichtigen Schritt weiter“, so Prof. Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft und Chefarzt an der Bochumer Uniklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum.
Seit gestern ist das Gesetz zum Aufbau bundesweiter klinischer Register in Kraft. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass die Früherkennung mehr Menschen erreicht und eine Behandlung so erfolgreich wie möglich gestaltet werden kann, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Montag in Berlin.
Wie schlägt die Behandlung an -wie geht es dem Patienten dabei?
Vorgesehen ist, dass die Länder flächendeckende klinische Krebsregister einrichten. Damit wird es möglich, bundesweit einheitlich Daten über die Behandlung von Krebsfällen zu erhalten. Wie schon bei der Brustkrebsvorsorge sollen Versicherte künftig auch zur Darmkrebs- und Gebärmutterhalskrebsvorsorge persönlich eingeladen werden.
Für Prof. Schmiegel ist das nationale Krebsregister eine große Errungenschaft auf dem Weg der Krebstherapie: „Bisher wurden zwar auch Daten über Krebserkrankungen erfasst, aber keine klinische Daten“, so Schmiegel. Doch diese seien außerordentlich wichtig: „Es geht dabei um die Erfolge der Therapie. Wie schlägt eine Behandlung an – und wie geht es dem Patienten dabei? Wie ist seine Lebensqualität? Es werden also Daten einfließen, die sich aus der gesamten Behandlung des Patienten ergeben“, so Schmiegel.
Wie lange ein Krebskranker die Medikamente nimmt, ob er sie verträgt, wie oft er nach der Entlassung wieder in die Klinik muss – „all diese Daten werden gesammelt und werden uns damit einen stärkeren Einblick in die Wirksamkeit der Behandlung geben“. Auch werde die Qualität der Behandlung – ob in Spezialzentren oder in herkömmlichen Kliniken – auf den Prüfstand gestellt. Sollte sich, wie bei der Brustkrebstherapie, herausstellen, dass auch hier die Zentren besser abschneiden, werde das die Kliniklandschaft beeinflussen.
Das Gesetz ist zweigeteilt: Einmal geht es um das nationale Krebsregister, einmal um die Verbesserung der Früherkennung. „Ab jetzt werden die Krankenkassen Menschen mit erhöhtem Krebsrisiko anschreiben.“ Da Krebs vornehmlich eine Frage des älteren Menschen sei, werden ältere Menschen angeschrieben, sich mit ihrem Arzt über das Thema Krebs zu informieren.
22 bis 23 Millionen Deutscheim Risikobereich
„Bei Brustkrebs haben wir das ja bereits. Aber nun kommen auch die Bereiche Gebärmutterhals- und Dickdarmkrebs hinzu“, sagt Schmiegel. „In beiden Fällen konnten Studien belegen, dass die Vorsorge wirksam ist.“ Schmiegel nennt ein Beispiel: „Bezogen auf Dickdarmkrebs sieht es so aus: In Deutschland leben 22 bis 23 Millionen Menschen im Risikobereich. Das sind die Menschen, die über fünfzig Jahre alt sind. Aber nur etwa vier- bis fünfhunderttausend Menschen nehmen an der Früherkennung teil.“
Schmiegel hofft, dass sich die Zahlen verbessern. „Die Darmspiegelung ist eine hervorragende Methode zur Früherkennung. Sie ist heutzutage gut verträglich und wissenschaftlich gesichert.“
Bei jedem sechsten Patient von tausend finde man Krebs – „wird er früh genug erkannt, liegen die Heilungschancen bei achtzig bis 95 Prozent.“