Das Sprichwort „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, kennt wohl fast jeder. In der Bundespolitik könnte nun ausgerechnet die SPD zu jenem strahlenden Dritten werden.
In Umfragen vor der Bundestagswahl liegen die Grünen und die Union aus CDU/CSU gleichauf. In der jüngsten vom Meinungsinstitut „Insa“ für die „Bild“ durchgeführten Umfrage trennt beide Parteien nur ein einziger Prozentpunkt. Der Zweikampf zwischen Grünen und Union könnte nun zur großen Chance für die SPD werden.
Umfrage zeigt Grüne und CDU gleichauf
In der aktuellen „Insa“-Sonntagsfrage zur Bundestagswahl im September käme die Union, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre, auf 25 Prozent, die Grünen würden knapp dahinter bei 24 Prozent landen. Es folgen SPD (16 Prozent), AfD (12 Prozent), FDP (11 Prozent) und Linke (7 Prozent).
Noch vor wenigen Monaten sah dabei alles noch ganz anders aus: Die Union rangierte komfortabel mit Werten von teils über 35 Prozent an der Spitze, gefühlt wurden für eine mögliche Schwarz-Grüne Koalition nach der Wahl bereits intern die Ministerposten ausdiskutiert. Doch dann folgte das Masken-Gate und der Unions-Machtkampf zwischen Armin Laschet (>>> hier einige Einblicke in sein Privatleben) und Markus Söder (>>> fünf privaten Fakten, die dich überraschen werden) .
Ohne Störgeräusche schafften es hingegen die Grünen, ihre Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (>>> warum ihre Kanzlerschaft historisch wäre) zu nominieren. Nun kommt es vor der Bundestagswahl zum Dreikampf zwischen Laschet, Baerbock und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.
Für die SPD bedeutet das Erstarken der Grünen eine echte Regierungsoption. Mit Rot-Rot-Grün könnten die Sozialdemokraten wohl einige Kernpunkte durchboxen. In den Großen-Koalitionen der vergangenen Jahre war die SPD stets der deutlich kleinere Junior-Partner. Mehr als 12 Prozent lag sie bei der Bundestagswahl 2017 hinter der Union, 2013 waren es sogar mehr als 15 Prozent.
SPD bietet sich große Chance – doch auch DIESES Risiko
Die sozialdemokratische Handschrift in den Koalitonsverträgen fiel aufgrund der strategisch schwachen Position meist entsprechend unleserlich aus. Bei der Bundestagswahl 2021 könnte das nun anders aussehen. Die SPD liegt in der „Insa“-Umfrage (hier alles zum Unterschied zwischen Umfrage, Prognose, Hochrechnung und Co.) nur acht Punkte hinter den Grünen, könnte also mit mehr Selbstbewusstsein in Koalitionsverhandlungen gehen und offensiver um entsprechende Ministerämter buhlen. Auch wenn es wohl nicht reichen wird, den nächsten Bundeskanzler in Deutschland zu stellen – es wäre für die SPD möglicherweise ein Weg aus dem Umfrage-Tief. Doch jede Chance bietet bekanntlich auch Risiken.
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So wird das Abschneiden der SPD wohl auch maßgeblich davon abhängen, wie stark der Wahlkampf zwischen Grünen und Union noch polarisiert. SPD-Wähler könnten zu den Grünen abwandern, um einen Sieg der Union zu verhindern – vor allem wenn die Umfragen im September beide Parteien weiter gleichauf sehen. Die SPD könnte das Stimmen kosten – und ihre Position auch mit Blick auf eine zukünftige mögliche Koalition mit Grünen und Linken schwächen. (dav)