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Ukraine-Krieg: Wagner-Gruppe gerät zunehmend unter Druck – jetzt sollen sogar Schüler rekrutiert werden

Der Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut ist strategisch entscheidend im russischen Angriffskrieg. Vor allem die Wagner-Gruppe kämpft im Gebiet.

Der Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut ist strategisch entscheidend im russischen Angriffskrieg. Vor allem die Wagner-Gruppe kämpft im Gebiet.
© IMAGO / ITAR-TASS

Die Söldner-Gruppe Wagner

Sie ist brutal und soll angsteinflößend wirken: Die russische Söldner-Gruppe Wagner wird von einem Neonazi geleitet und pflegt enge Beziehungen zur russischen Regierung.

Wo vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch 70.000 Menschen lebten, sind es heute, rund ein Jahr später, nur noch wenige Tausende. Die Stadt Bachmut ist bereits seit dem Spätsommer heftig umkämpft. Seit zwei Monaten haben sich die Kämpfe zur blutigsten Schlacht des Angriffskriegs entwickelt.

Falls die Stadt im Donezker Gebiet fallen sollte, würde sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk eröffnen. Eine vollständige Eroberung des Gebiets würde näher rücken. Vor allem die russische Privatarmee Wagner-Gruppe kämpft um die strategisch wichtige Stadt. Doch dem Chef der Wagner-Gruppe gehen die Leute aus.

Ukraine-Krieg: Wagner-Chef bittet in Brief um Hilfe

Nach Darstellung von Jewgeni Prigoschin sind die Wagner-Truppen bisher die einzigen russischen Einheiten, die in Bachmut kämpfen. Die russische Armee ist demnach an anderen Frontabschnitten im Gebiet Donezk aktiv. In einem Brief an das Verteidigungsministerium in Moskau bat er nun um Hilfe.

Prigoschin teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte nach seinen Informationen Ende März, Anfang April eine großflächige Offensive planten. Ziel sei es, die Wagner-Truppen von den russischen Streitkräften abzuschneiden. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu solle dringend die nötigen Schritte einleiten, um das zu verhindern.

Andernfalls habe das „negative Folgen“ für die russische Invasion in die Ukraine, warnte Prigoschin. „Gegenwärtig kontrollieren die Wagner-Einheiten rund 70 Prozent von Bachmut und setzen ihre Angriffe fort, bis zur vollen Befreiung“, teilte er mit. Er legte demnach seinem Schreiben an Schoigu auch Informationen zur Aufstellung der ukrainischen Streitkräfte bei, die nicht veröffentlicht wurden.

Ukraine-Krieg: Söldner-Truppe spricht gezielt Schüler an

Der britische Geheimdienst geht davon aus, dass die Söldnertruppe mangels Rekrutierungsmöglichkeiten demnächst ein Personalproblem bekommen könnte. Das Verteidigungsministerium in London verwies am Montag (20. März) darauf, dass die Führung in Moskau dem Gründer der paramilitärischen Gruppe die Möglichkeit genommen habe, Söldner in Gefängnissen anzuwerben. „Dauert das Verbot an, wird Prigoschin wahrscheinlich gezwungen sein, Umfang oder Intensität der Wagner-Einsätze in der Ukraine zu reduzieren“, heißt es in der Einschätzung aus London.

Wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtete, rekrutiert die Wagner-Gruppe ihre Söldner nun über Rekrutierungszentren, die in ganz Russland eingerichtet wurden. Es würden gezielt Schüler angesprochen werden. „In den vergangenen Tagen hielten maskierte Wagner-Rekrutierer auch Karrieregespräche in Moskauer Gymnasien und verteilten Fragebögen mit dem Titel ‚Bewerbung eines jungen Kriegers‘, um die Kontaktdaten interessierter Schüler zu sammeln“, so das britische Verteidigungsministerium.


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In seiner jüngsten Bewertung des Ukraine-Krieges stellte das Ministerium fest, dass Jewgeni Prigoschin „höchstwahrscheinlich seine Rekrutierungsbemühungen auf freie russische Bürger ausrichtet“.