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Türkei-Wahl: Deutschland ist Erdogan-Hochburg – doch verliert er seine Anhänger dieses Mal?

Im Mai steht die Türkei-Wahl an. Bisher war Deutschland Erdogan-Hochburg. Doch das könnte sich diesmal ändern.

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Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Im Mai entscheidet die Türkei-Wahl, ob Erdogan als Präsident bleibt oder nicht. Erziele der aktuelle Präsident wieder gute Wahlergebnisse, kann er seine Herrschaft weiter ausbauen. Bisher konnte der Türkei-Präsident bei den Wahlen auf die Deutsch-Türken hoffen.

Doch das könnte sich diesmal ändern. Denn auch der Erdogan-Konkurrent Kemal Kilicdaroglu ist ebenso auf dem Vormarsch. Verliert Erdogan seine deutsche AKP-Hochburg bei der nächsten Türkei-Wahl?

Türkei-Wahl: So wichtig ist Deutschland für Erdogan

Am 14. Mai steht die Türkei-Wahl an. Schon ab kommender Woche können Türken im Ausland ihre Stimme abgeben. Außerhalb der Türkei leben 3,4 Millionen Türken, welche zur Wahl aufgerufen sind. Das sind circa 5,6 Prozent aller Wahlberechtigten, die bei einem knappen Ergebnis entscheidend sein können. Umso wichtiger sind sie für Erdogan und seinen Kontrahenten Kemal Kilicdaroglu. Die größte Gruppe davon lebt in Deutschland mit 1,5 Millionen stimmberechtigten Menschen.

Bisher wählten diese überwiegend Erdogan und seine Partei AKP. 2018 kam Erdogan bei der letzten Türkei-Wahl insgesamt auf knapp 53 Prozent, in Deutschland waren es fast 65 Prozent. Bis vor wenigen Jahren mussten Auslandstürken in die Türkei reisen, um dort zu wählen. Dank Erdogan können Türken seit 2014 auch im Ausland ihre Stimme abgeben.

Türkei-Wahl: Behält Erdogan die Deutsch-Türken?

Dass Erdogan in Deutschland so stark punkten konnte, liege eher an verletztem Stolz. Das ergab eine 2016 veröffentlichte Erhebung der Universität Münster. Demnach gaben unter türkischstämmigen Bürgern in Deutschland 51 Prozent an, sich als „Bürger zweiter Klasse“ zu fühlen. Sie fühlen sich von den deutschen Regierungen vernachlässigt. Doch Erdogan erinnerte seine Landsleute im Ausland daran, wie stark sich seine Regierung für sie gemacht habe. So auch bei einem Auftritt in Köln 2008: „In jedem Land der Erde können unsere Staatsbürger, die Türken, erhobenen Hauptes leben.“

Doch Erdogan könnte sich diesmal nicht mehr allzu sehr auf deutsche Rückendeckung verlassen. SPD-Bundestagsabgeordnete Macit Karaahmetoglu vermutet gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dass bei vielen Deutsch-Türken Ernüchterung herrscht. „Das große Mobilisierungspotenzial, das Erdogan 2018 hatte, ist verpufft. Die Enttäuschung über ihn ist auch unter den Deutschtürken enorm groß. Sie sehen, dass Erdogans Präsidialsystem die Türkei an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Die Opposition hat dagegen ein deutlich größeres Mobilisierungspotenzial.“


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Erdogan könnte demnach „etwa die Hälfte der Stimmen in Deutschland bekommen, auf jeden Fall deutlich weniger als bei den vergangenen Wahlen hierzulande. Die andere Hälfte wird gegen ihn stimmen.“