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Trauer um Thyssen-Krupp-Patriarch Berthold Beitz

Trauer um Thyssen-Krupp-Patriarch Berthold Beitz

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Foto: Knut Vahlensieck
Berthold Beitz ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Der Tod des Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung kam trotz seines hohen Alters überraschend. Beitz war ein großer Industrieller und ein Mann der für seine Mitmenschen und das Ruhrgebiet Verantwortung übernommen hat.

Essen. 

Berthold Beitz, Patriarch des Thyssen-Krupp-Konzerns, ist am Dienstag wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag am 26. September gestorben. Der Tod des Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung kam trotz seines hohen Alters überraschend. Im Juli nahm Beitz noch auf der stiftungseigenen Segeljacht Germania VI an der Kieler Woche teil. Beitz ist in seinem Ferienhaus in Kampen auf Sylt friedlich eingeschlafen, hieß es.

Sein Leben auf sein Wirken als Industrie-Führer zu beschränken, griffe deutlich zu kurz. Beitz, geboren 1913 im vorpommerschen Zemmin, hat als Manager einer Erdölfirma 1941 bis 1944 im ostpolnischen Galizien mit Unterstützung seiner Frau Else (93) großen Mut und Zivilcourage im Umgang mit dem Nazi-Regime bewiesen.

Beitz rettete Hunderte Juden vor dem Tod, indem er ihre Arbeitskraft als unentbehrlich für die Produktion des kriegswichtigen Unternehmens darstellte – ein Vorwand, um die Menschen vor dem sicheren Vernichtungstod durch die Nationalsozialisten und SS-Schergen zu retten.

Beitz erhielt Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“

1973 erhielt Beitz den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, Else Beitz erhielt den Titel im Jahr 2008. Beitz habe „gemeinsam mit seiner Frau ein beeindruckendes Zeichen für Mut und Menschlichkeit gesetzt“, so der Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner.

Beitz war als Vorsitzender der Krupp-Stiftung Herr über den Anteil von 25,3 Prozent an dem Essener Technologie- und Stahlkonzern. Die Einnahmen aus diesem Besitz verwendete die Stiftung für gemeinnützige Zwecke.

Seit 1968 hat die Krupp-Stiftung 625 Millionen Euro für die Förderung von Kultur und Wissenschaft, Sport und Gesundheitswesen ausgeschüttet. 57 Prozent der Mittel flossen ins Ruhrgebiet. Was einen Ausschnitt der Bedeutung von Beitz fürs Revier beleuchtet.

Erst jüngst wiederholte Beitz eine frühere Aussage, wonach es „nach Beitz keinen Beitz mehr geben wird“. Das bezog sich auf seine Funktionen als Vorsitzender der Stiftung und gleichzeitig des Kuratoriums, die er als Testamentvollstrecker im Auftrag des 1967 verstorbenen Alfried Krupp innehatte.

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger sagte: „Ich habe Herrn Beitz als einen Menschen erlebt, dem die Zukunft des Unternehmens immer sehr am Herzen lag.“ Er habe den Vorstand während der letzten Jahre „bei dem umfassenden Veränderungsprozess begleitet, bestärkt und dort, wo es nötig war, vorbehaltlos unterstützt.“ Das Technologie- und Stahlunternehmen ist durch die milliardenschweren Fehlinvestitionen in Brasilen in Schieflage geraten.

Vorbereitungen für 100. Geburtstag von Berthold Beitz

Wer Beitz in diesem Sommer traf, erlebte einen Menschen, der in sich ruhte, den das „Geschäft“ und die Umstände bewegten, aber vor allem der Gesundheitszustand seiner Frau Else.

Beitz war 73 Jahre verheiratet und hinterlässt Ehefrau, drei Töchter, viele Enkel und Urenkel. Die Vorbereitungen für seinen 100. Geburtstag liefen auf vollen Touren, im kleinen Kreis war ein Empfang auf Villa Hügel unter Beisein des Bundespräsidenten geplant.

Berthold Beitz starb am 30. Juli, am gleichen Todestag wie Alfried Krupp 1967.