Hagen.
Der frühere CDU-Politiker und heutige Publizist Jürgen Todenhöfer bezweifelt, dass der syrische Präsident Assad hinter dem Giftgaseinsatz mit weit über tausend Toten am 21. August in Damaskus steckt.
„Das ist schwer vorstellbar“, sagte Todenhöfer dem Stern. „Der mutmaßliche Einsatz chemischer Waffen erfolgte gerade einmal 20 Minuten entfernt vom Hotel der gerade auf Einladung Assads angereisten UN-Waffeninspekteure, in deren Hör- und Sichtweite. Dass die Regierung hinter dieser Aktion steht, macht keinen Sinn.“ Er glaube nicht, so Todenhöfer weiter, dass Assad „einen derartigen politischen Fehler begehen würde“.
Todenhöfer hat sich in den letzten Jahren als Nahost-Experte einen Namen gemacht. Er setzt sich konsequent für gewaltfreie Lösungen in Krisenländern ein. Syriens Präsident empfing ihn zum Interview. Kritiker werfen Todenhöfer allerdings eine beschönigende Sicht auf das Assad-Regime vor.
„Alles noch schlimmer“
„Eine Intervention des Westens würde alles noch schlimmer machen. Wie alle westlichen Kriege der letzten Jahrzehnte: in Vietnam, Afghanistan, Irak“, sagt Todenhöfer nun erneut. Es gehe stets nur um die Machtinteressen der USA, für die Millionen gestorben seien: „Um die Krüppel dieser Kriege kümmert sich heute kein Mensch mehr.“ In diesen Tagen erscheint auch Todenhöfers neues Buch mit dem Titel „Du sollst nicht töten – Mein Traum vom Frieden.“
Todenhöfer wehrt sich gegen den Vorwurf, mit seiner Forderung nach neuen Verhandlungen mit dem Despoten Assad die Opfer der Gewalt in Syrien zu verhöhnen: „Ich verhöhne nie jemanden. Schon gar keine Muslime. Welche der Rebellengruppen kämpfen denn noch für die Demokratie? Die wichtigsten Rebellengruppen von heute wollen ein islamisches Kalifat, eine Diktatur religiöser Fanatiker.“ Eine demokratische Friedenslösung sei „nur mit Assad möglich“, so Todenhöfers Fazit.