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Technik in der Zukunft: Zwischen Zweifel und Begeisterung

Technik in der Zukunft: Zwischen Zweifel und Begeisterung

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Foto: Kai Kitschenberg
Das Politische Forum Ruhr diskutierte am Montagabend über den recht schmalen Grat zwischen Technikbegeisterung und Technikphobie in Deutschland.

Essen. 

Krawatten durften abgelegt, Handys wieder eingeschaltet werden. Zwangloser als sonst üblich präsentierte sich das Politische Forum Ruhr am Montagabend seinen Gästen in der gut gefüllten Essener Philharmonie. Ging es der erlesen besetzten Podiumsrunde doch um ein Thema, das Modernität in den Vordergrund stellt, nicht Etikette. Weswegen Moderator Lars Haider, Chefredakteur des zur Essener Funke Mediengruppe gehörenden „Hamburger Abendblatt“, das Publikum ausdrücklich ermunterte, die Mobiltelefone auf Empfang zu lassen.

„Ausge(k)linkt“ lautete die Schlagzeile, die das Forum Ruhr um seinen Vorsitzenden Stephan Holtoff-Pförtner über die Veranstaltung gesetzt hatte: die Deutschen und ihr Spannungsfeld zwischen Technikbegeisterung und -phobie. Schnell war sich die Runde einig, dass die Bundesbürger hier ein ausgeprägt ambivalentes Verhältnis an den Tag legen. FDP-Bundeschef Christian Lindner spitzte es politisch pointiert zu: „Im Zweifel investieren die Deutschen nicht in das beste Glasfasernetz der Welt, sondern in die Mütterrente. Das ist das Geschäftsmodell Freilichtmuseum.“

Die Deutschen lieben schnelle Autos

So weit mochte Philipp Justus nicht gehen. Die Deutschen lieben schnelle Autos und Maschinen „Made in Germany“, attestierte der Google-Deutschlandchef seinen Landsleuten. Andererseits sei die Skepsis groß gegenüber einer „Technologie, die man nicht versteht“. „Wir müssen wohl noch viel mehr erklären, welchen Nutzen sie hat“, räumte der deutsche Statthalter des US-Suchmaschinengiganten ein.

Julian Reichelt, Chefredakteur von Bild Digital, glaubt, dass die Deutschen schon aus historischer Erfahrung ein spezielles Gefühl für die Risiken der Digitalen Welt entwickelt haben. Heute habe doch fast jeder mit seinem Smartphone einen Kleincomputer in der Tasche, setzte Burda-Vorstandsmitglied Philipp Welte dem entgegen. Gleichzeitig läsen 90 Prozent aller Bundesbürger Zeitschriften auf Papier. Welte mochte darin keinen Widerspruch erkennen: „Die Deutschen lieben Technik.“