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Streit um steinerne Zeugen des Kalten Krieges

Streit um steinerne Zeugen des Kalten Krieges

Überwucherte Schützengräben, Panzerspuren und Reste eines Handgranatenwurfstandes der Wehrmacht: Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Ebenberg im pfälzischen Landau von unterschiedlichen militärischen Einheiten genutzt. Die Soldaten des Deutschen Kaiserreichs und der Wehrmacht waren dort stationiert. Französische Streitkräfte und die US-Army ebenso.

Landau (dapd). Überwucherte Schützengräben, Panzerspuren und Reste eines Handgranatenwurfstandes der Wehrmacht: Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Ebenberg im pfälzischen Landau von unterschiedlichen militärischen Einheiten genutzt. Die Soldaten des Deutschen Kaiserreichs und der Wehrmacht waren dort stationiert. Französische Streitkräfte und die US-Army ebenso. Der Ebenberg ist Teil der etwa 630 Kilometer langen Westwall-Anlagen, um deren künftige Nutzung zumindest in Rheinland-Pfalz ein Streit entbrannt ist.

Gespenstisch wirkt in Landau eine große Raketenstellung hinter hohen Zäunen. Während des Kalten Krieges waren dort US-amerikanische „Nike“- und „Patriot“-Raketen stationiert. Der Verein zur Erhaltung der Westwall-Anlagen (VEWA) tritt dafür ein, dass solche ausgedienten Einrichtungen in Rheinland-Pfalz unter Denkmalschutz gestellt werden. „Das ist einer der Orte, an denen wir künftigen Generationen die Geschichte des Kalten Krieges nahebringen können“, ist Klaus Backes überzeugt. Der 58-Jährige ist Vorsitzender des Vereins. Dieser hat in den vergangenen Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass Reste des Westwalls – gebaut wurden die Verteidigungsanlagen zwischen 1938 und 1940 – unter Denkmalschutz gestellt wurden.

Anlagen sollen Bildungsstätten werden

Wenn es nach dem Willen von Backes und seinen Mitstreitern geht, dann sollen auch die Kasernen oder Bunker, von denen früher Raketen in Richtung Osten ausgerichtet waren, für die Nachwelt erhalten werden. „Im günstigsten Fall kann man die eine oder andere Anlage zur Bildungsstätte für Schüler umfunktionieren“, gibt Alexander Stein zu bedenken. Der 35-jährige Krankenpfleger gehört auch zum Verein.

In der Tat sind die gut erhaltenen Reste der früheren NATO-Raketenabschussbasis auf der knapp 160 Meter hohen Anhöhe nicht die einzigen Zeugnisse dieser Epoche, in der sich Warschauer Pakt und NATO gegenüberstanden. Der Verein fürchtet, sowohl die Raketenstation in Landau als auch die weithin sichtbare Radar- und Richtfunkstation auf dem Langerkopf bei Johanniskreuz könnten abgerissen werden. Etwa um die Gebiete als Ausgleichsflächen ausweisen zu können. „Wir finden, dass man so nicht umgehen kann mit dem historischen Erbe“, betont Stein.

Umweltschützer wollen Gelände renaturieren

Doch gerade bei der seit den 1990er Jahren ausgedienten Raketenbasis in Landau wird der Konflikt deutlich: So will beispielsweise die gemeinnützige Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) – sie ist Eigentümerin der Naturerbefläche Ebenberg – die ehemalige Raketenstellung langfristig zurückbauen und renaturieren, wie es auf der Internetseite der DBU heißt. Das stößt auf die Kritik des VEWA. Um auszuloten, ob und wie sich das verhindern lässt, habe man im Januar ein Schreiben unter anderem an das rheinland-pfälzische Kulturministerium gesendet.

Bei der Landesregierung in Mainz besteht unterdessen ein gewisses Interesse an den Anlagen: Unbestritten sei, dass die Denkmäler aus der Zeit des Kalten Krieges „eine herausragende sozialgeschichtliche Bedeutung haben und deshalb auch prioritär zu behandeln sind“, heißt es von einer Sprecherin des Kulturministeriums. Mit Blick auf die vom Verein zur Erhaltung der Westwall-Anlagen angesprochenen Denkmäler auf dem Langerkopf bei Wilgartswiesen und auf dem Ebenberg bei Landau habe das Ministerium deshalb die Landesdenkmalpflege gebeten, zu prüfen, ob die Aufnahme in die Denkmalliste möglich ist. Geschehe dies, müsste jede Veränderung gut begründet und vom Denkmalamt genehmigt werden.

(Infos im Internet: http://www.vewa-ev.de/

http://www.dbu.de/ )

dapd

2013-04-02 09:30:21.0