Das Revier steht vor einer Bewerbung für die Internationale Gartenbauaustellung 2027. Mitbewerber gibt es nicht – das finanzielle Risiko ist hoch.
Essen.
Esist die große Schwester der Bundesgartenschau: Der Plan, die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) im Jahr 2027 ins Ruhrgebiet zu holen, nimmt Konturen an. Am Freitag stimmte das Ruhrparlament mit großer Mehrheit für die Bewerbung. Die IGA ist die „große Schwester“ der Bundesgartenschau und findet in Deutschland alle zehn Jahre statt. Sie würde in einer Reihe von Großveranstaltungen stehen, die das Revier verändert haben: die Kulturhauptstadt 2010 und die Internationale Bauausstellung Emscher Park, die der Region Projekte wie den Gasometer Oberhausen und den Landschaftspark Nord bescherte.
Fünf Millionen Besucher erwartet
Die RVR-Verbandsversammlung war sich einig, dass eine Bewerbung für eine Landesgartenschau dem Revier gut tut. Diskussionen gab es zur Finanzierung. So signalisierte die FDP zwar grundsätzlich Zustimmung. In der Fraktion gebe es allerdings einzelne kritische Stimmen zu den Finanzen, vor allem aus Wesel und Unna. Teile von CDU, Grünen und FDP enthielt sich deshalb bei der Abstimmung. Unions-Fraktionschef Roland Mitschke verteidigte die Bewerbung. „Es ist in dieser Situation unmöglich zu verlangen, dass alle Kosten bekannt sind. In dieses Projekt gehen wir mit Risiken und Chancen.“ SPD und Linke sind für die Bewerbung.
Über die IGA Ruhrgebiet müssen in den kommenden Wochen noch die Stadtparlamente abstimmen. Und die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) muss Gefallen an der Bewerbung finden. Die ebenfalls nötige Zustimmung des Bureau International des Expositions in Paris gilt als Formsache, wenn sich Deutschland auf einen IGA-Veranstalter geeinigt hat.
Bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft hat das Ruhrgebiet jedenfalls Eindruck hinterlassen. Die Bewerbung sehe „sehr gut“ aus, sagte DBG-Sprecherin Sibylle Eßer der WAZ. Es heißt sogar, dass es keine anderen Kandidaten mit ernsthaften Chancen gibt. Und das bedeutet: Wenn das Ruhrgebiet die IGA von April bis Oktober 2027 wirklich will, dann wird es die große, grüne Schau auch bekommen.
Mega-Gartenschau zwischen Duisburg und Unna
Auf Wunsch der Gartenschau-Gesellschaft hatte der Regionalverband Ruhr (RVR) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ergebnis: Eine Mega-Gartenschau zwischen Duisburg und Unna wäre wohl ein Publikumsmagnet erster Güte. Aufgrund der zentralen Lage des Ruhrgebietes und der Nähe zu den Niederlanden rechnen die Autoren der Studie mit bis zu fünf Millionen Besuchern. Den Zuschussbedarf schätzen sie auf etwa 42 Millionen Euro, das entspricht etwa der Hälfte des Budgets der Kulturhauptstadt. Eine IGA im Revier, vermutet der RVR, könnte Investitionen von über 300 Millionen Euro auslösen. Zum Vergleich: in die IBA Emscher Park flossen rund 500 Millionen Euro.
In Deutschland gibt es alle zwei Jahre eine Bundesgartenschau (Buga) und alle zehn Jahre eine Internationale Gartenbauausstellung. 2017 ist Berlin mit einer IGA an der Reihe. Die IGA Ruhrgebiet würde von 53 Städten getragen, von diversen Gesellschaften und dem Land NRW. Das Revier hat Gartenschau-Erfahrung Dortmund war dreimal Buga-Standort (1959, 1969, 1991), Essen (1965) und Gelsenkirchen (1997) je einmal. Zum Erbe zählen Westfalenpark, Gruga und Nordsternpark.
Der Erfolg einer großen Gartenschau ist aber nicht sicher. Manchmal lässt sie eine Stadt aufblühen. „Die Buga 2009 in Schwerin machte drei Millionen Euro Gewinn, die Buga 2011 in Koblenz schloss sogar mit einem Plus von 13 Millionen Euro ab“, sagt Sibylle Eßer. Miserabel war hingegen die Bilanz der Internationalen Gartenschau (IGS) 2013 in Hamburg: 37 Millionen Euro Verlust. Statt der erwarteten fünf Millionen Besucher kam nur eine Million. Die Buga 2015 in der Havelregion machte zehn Millionen Euro Miese.
Ruhrgebiet muss sich erst Ende 2017 entscheiden
Das Ruhrgebiet muss sich jetzt noch nicht zur IGA festlegen. Es gibt zunächst eine „Austrittsklausel“. „Bis Ende 2017 sollte über die Bewerbung aber entschieden sein“, so RVR-Sprecherin Barbara Klask. Laut Bundesgartenschau-Gesellschaft braucht eine IGA einen Vorlauf von mindestens acht Jahren. „Besser wären zehn“, sagte DBG-Sprecherin Eßer.