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Ruhrgebiet ab Januar Umweltzone – was zu beachten ist

Ruhrgebiet ab Januar Umweltzone – was zu beachten ist

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Foto: WAZ FotoPool
Ohne Plakette ist das Revier ab Januar tabu. Am 1. Januar löst eine große flächendeckende Umweltzone den bisherigen „Flickenteppich“ von Einfahrverboten ab. Die neue Riesen-Zone belebt den Streit erneut. Die WAZ-Mediengruppe nennt die wichtigsten Fakten.

Essen. 

Am 1. Januar löst eine große flächendeckende Umweltzone den bisherigen „Flickenteppich“ von Einfahrverboten ab. Fahrer alter Autos, die besonders viele Schadstoffe ausstoßen, müssen dann einen Bogen um einen großen Teil des Ruhrgebiets machen. Über Sinn und Unsinn solcher Zonen ist schon in der Vergangenheit heftig gestritten worden. Die neue Riesen-Zone belebt den Streit erneut. Die WAZ-Mediengruppe nennt hier die wichtigsten Fakten.

Was müssen Autofahrer ab 1. Januar beachten?

Autos ohne Umweltplakette dürfen im Ruhrgebiet in der Regel dann nicht mehr fahren. Ab 1. Januar 2013 dürfen nur noch Fahrzeuge mit gelber oder grüner Plakette in die Umweltzone. Am 1. Juli 2014 werden die Regeln noch einmal verschärft. Dann zählt nur noch die grüne Plakette.

Wie viele Fahrzeughalter sind betroffen?

Zehntausende. Allein in Gelsenkirchen gibt es weit über 10.000 Fahrzeuge ohne grüne Plakette, in Bochum sind es noch über 20.000.

Wie hoch sind die Strafen?

Wer ohne oder mit falscher Plakette in die Umweltzone fährt, muss mit einem Bußgeld von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen.

Braucht das Revier eine große Umweltzone?

Das NRW-Umweltministerium erinnert an die nach wie vor hohe Belastung mit Stickstoffdioxid in Teilen des Ruhrgebiets. Dieses Gift schädigt unter anderem die Atemwege. Stickstoffdioxid entsteht als Nebenprodukt bei Verbrennungsvorgängen, zum Beispiel im Motor. Das Landes-Umweltamt (Lanuv) hatte in einer NRW-weiten Studie nachgewiesen, dass Frauen, die im 50-Meter-Radius einer verkehrsreichen Straße wohnen, ein um 70 Prozent höheres Risiko haben, an einer Atemwegs- oder Herz-/Kreislauf-Erkrankung zu sterben als Frauen in Wohngebieten ohne starke Verkehrsbelastung.

Die bisherigen Umweltzonen reichten laut Landesregierung nicht aus, um die strengen Grenzwerte, die in der EU gelten, einhalten zu können. Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) dazu: „Die Studienergebnisse sind für mich alarmierend und werfen die politische Frage nach einer umfassenden Umweltgerechtigkeit auf. Luftreinhaltepläne bündeln die vielen Maßnahmen, mit denen die Belastung der Menschen verringert werden kann.“

Was sagt der ADAC dazu?

Der Verband sagt, dass gerade sozial Schwache sowie private Unternehmer, die ältere Fahrzeuge nutzen, benachteiligt werden. Der ADAC vertritt die Ansicht, Umweltzonen und die damit verbundenen Fahrverbote seien unverhältnismäßig, da sie einen großen Eingriff in die Mobilität der Bevölkerung darstellen, Autoverkehr aber nur in geringem Maße zur Partikelbelastung in der Luft beitrage. Er beruft sich dabei unter anderem auf eine Studie in Berlin, wonach selbst an Hauptstraßen der Straßenverkehr nur etwa neun Prozent der Partikelbelastung ausmache.

Umweltzonen verursachten den Autofahrern nur zusätzliche Kosten und produzierten einen hohen Verwaltungsaufwand. Außerdem: Statt den Autofahrern im Ruhrgebiet restriktive Mobilitätseinschränkungen aufzuerlegen, würde sich das Verbot in ein paar Jahren von selbst erledigen. Fahrzeugflotten tauschten sich in der Regel alle zehn bis zwölf Jahre aus.

Was ist mit Firmenfahrzeugen, die von außerhalb kommen und ins Ruhrgebiet müssen?

Die IHK Mittleres Ruhrgebiet schätzt, dass 4700 Zulieferbetriebe für Unternehmen wie Thyssen oder Opel ebenfalls betroffen sein werden. Auch sie bräuchten neue Fahrzeuge, um ihre Kunden im Revier beliefern zu können.