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Rente: Junge Frau macht Geld-Experiment – und lernt sofort hartes Los vieler Alten kennen

Sie sind unter 30, machen erfolgreiche Videos und Netz – und lernten nun kennen, wie es sich von einer niedrigen Rente lebt.

Wenig Geld: Viele Menschen in Rente müssen auf jeden Euro achten.
© IMAGO / Future Image, IMAGO / Steinach

Umfrage: Hälfte der Bürger hat Angst vor Altersarmut

«Die Rente ist sicher» - mit diesem Satz prägte der einstige Arbeitsminister Norbert Blüm in den 1980er Jahren ein geflügeltes Wort. Doch die gesetzliche Rente reicht womöglich nicht aus - diese Sorge haben nach einer Umfrage viele Bürger.

1994 geboren und erfolgreiche Video-Produzentin im Netz: Auf den ersten Blick hat Lisa Sophie Laurent nichts zu tun mit der Lebenswirklichkeit von Menschen in Rente. Doch die Internetberühmtheit (352.000 Abonnenten auf YouTube, 122.00 Follower auf Instagram) wagte nun ein Experiment.

Mit solchen Selbstexperimenten und Test ist sie auch auf YouTube bekannt geworden. Nun versuchte sie, mit den beschränkten finanziellen Mitteln eines Durchschnittsrentners in Deutschland über die Runden zu kommen. Und stieß prompt an ihre Grenze.

Rente: Erschreckend, wie schnell man an die Grenze stößt

Betrachtet man lediglich die gesetzliche Rente, ist es ziemlich erschreckend: Im Durchschnitt bekommen Ruheständler in diesem Jahr nur 1.152 Euro. Das ergaben vorläufige Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung. Und das trotz der deutlichen Rentenerhöhungen 2022 und 2023. Das liegt zum einen daran, dass vor allem viele Frauen über zu lange Zeit in Teilzeit arbeiteten. Aber auch daran, dass viele vorzeitig und mit spürbaren Abschlägen in Rente gehen.

1.152 Euro – das ist verdammt wenig. Und es geht noch was ab, nämlich zunächst mal die Kranken- und Pflegeversicherung. Dann natürlich Miete (hier rechnet Laurant mit 600 Euro warm – was vor allem in Großstädten ziemlich günstig wäre), Ausgaben fürs Handy, Internet, Rundfunk, das Deutschlandticket und eine Pauschale für Medikamente, Kleidung und den Friseur in Höhe von 150 Euro kommen dazu.

10 Euro pro Tag – schnell kommt man an die Grenze

So bleiben nur knapp 300 Euro Rente übrig – rund 10 Euro pro Tag für Lebensmittel und Freizeitausgaben. Klingt machbar, auch wenn man sich ziemlich einschränken muss. Dann jedoch merkte die Influencerin und Buchautorin, wie eng das Budget wirklich ist.

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Vier Tage lang beschränkte sie ihre Ausgaben auf diese 10 Euro. „Essen gehen oder bestellen ist da auf jeden Fall nicht drin. Ich koche also selbst und kaufe die Zutaten beim Discounter“, verrät sie im Clip. Im Supermarkt schaute sie vor allem auf günstige Angebote der Eigenmarken. Sie machte sich für jeweils zwei Tage einen Kartoffel-Linsen-Eintopf und Nudeln mit Tomatensoße. Doch da gibt es noch ein Problem.

Eine ihrer beiden Katzen hat besondere Bedürfnisse und braucht Spezialfutter. „Da komme ich bei vier Tagen auf circa 20 Euro!“ Und das ohne Streu oder Tierarztkosten! „Ich müsste mir also was überlegen, um die Katzen behalten zu können“, stellt sie ernüchtert fest.

Sich einschränken müssen als Rentner: „Man fühlt sich ausgeschlossen“

Auch ihr Influencer-Kollege Felix Michels (tomatolix) hat das Experiment gemacht und von 10 Euro pro Tag gelebt. In seinem Instagram-Video sagt er: „Altersarmut ist ein großes Problem in Deutschland“.

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Im Supermarkt erfuhr der junge Mann, dem auf YouTube 1,14 Millionen Menschen folgen, schnell, dass Sushi nicht drin ist. Auch seine Streamingabos mussten aus Spargründen dran glauben. Im Café mit Freunden war nur ein Getränk für 2,90 Euro drin, während sich andere ein Avocado-Brot für 9,50 Euro gönnten.

„Das war jetzt nicht super schlimm, aber irgendwie fühlt man sich da schon schlecht und ausgeschlossen“, so der 29-Jährige. Man komme zwar mit 10 Euro am Tag aus, „aber das macht echt keinen Spaß“. Man müsse mit so einer niedrigen Rente auf vieles verzichten, was sonst selbstverständlich war.


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Hinter den Experimenten mit der Rente steckt eine Werbe-Kooperation. Ein großes Versicherungsunternehmen will mithilfe der Influencer auf die Notwendigkeit privater Altersvorsorge aufmerksam machen. Die Zielgruppe sind also Mitzwanziger, die sich Clips auf Instagram anschauen – und so fürs Thema sensibiliert werden sollen.