Österreich wirkt im Vergleich zu Deutschland immer wieder als Pensionsparadies (mehr dazu hier). Doch was machen die Nachbarn anders? Während sich der ein oder andere Arbeitnehmer in Deutschland wohl über die Rente den Kopf zerbricht, haben unsere österreichischen Nachbarn scheinbar ein Ass im Ärmel.
Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) und anderer internationaler Organisationen lassen aufhorchen: Die österreichische Rentenversicherung punktet mit einem höheren Leistungsniveau im Vergleich zu Deutschland. Klingt verlockend, oder? Doch ist das Rentensystem in Österreich wirklich besser?
Unterschiedliche Rentensysteme
Nun, bevor du deine Koffer packst und ins Alpenland auswanderst, sollten die Fakten genauer unter die Lupe genommen werden. Denn es stellt sich heraus, dass die deutsche und die österreichische Rente nicht nur in puncto Leistungsniveau unterschiedlich sind, sondern auch in zahlreichen anderen Aspekten, wie die Deutsche Rentenversicherung (DRV) mitteilt. Ein Vergleich nur aufgrund einiger Kennzahlen kann daher trügerisch sein.
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In Österreich sind alle Erwerbstätigen in das obligatorische Alterssicherungssystem eingebunden – das ist einheitlich für jeden. In Deutschland hingegen gibt es verschiedene Systeme, je nachdem, ob man Angestellter, Beamter, Selbstständiger oder Landwirt ist. Das führt zu unterschiedlichen Beitrags- und Leistungsbedingungen.
In Österreich muss man mindestens 15 Jahre versichert sein
Ein weiterer großer Unterschied ist die Wartezeit für den Rentenbezug. In Österreich musst du mindestens 15 Jahre eingezahlt haben, um in den Genuss einer Altersrente zu kommen. In Deutschland reichen schon fünf Jahre. Das bedeutet, dass in Deutschland auch Menschen mit geringen Einzahlungen, wie Beamte, Hausfrauen oder kurzzeitig Selbstständige, im Durchschnitt niedrigere Renten beziehen, was den Schnitt drückt. In Österreich gehen hingegen jene, die nur zehn oder zwölf Jahre eingezahlt haben, leer aus.
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Aber das ist noch nicht alles. Der Beitragssatz zur österreichischen Rentenversicherung ist deutlich höher als in Deutschland, wobei die Arbeitgeber einen größeren Anteil tragen. Auch die Rentenabschläge bei einem vorzeitigen Rentenbezug sind in Österreich höher als in Deutschland. Dafür fällt der Rentenzuschlag bei einem späteren Renteneintritt in Österreich niedriger aus. Und nicht zu vergessen, die Rentner in Österreich müssen ihre Rente voll versteuern, und die Einkommenssteuer ist höher als in Deutschland (mehr dazu hier).
Zusammengefasst: Das Rentensystem in Österreich und Deutschland unterscheidet sich in vielen Punkten. Ein Vergleich allein anhand einiger Zahlen kann daher irreführend sein. Bevor du die österreichischen Berge für eine höhere Rente erklimmst, solltest du bedenken, dass die Realität komplexer ist als es auf den ersten Blick scheint.