Veröffentlicht inPolitik

Aus für Rente mit 63? Millionen Arbeitnehmer hätten dann netto mehr Geld

Ein Sturm der Entrüstung folgte, nachdem Jens Spahn die Abschaffung der Rente mit 63 forderte. Doch ist sein Vorstoß wirklich ungerecht?

Rente
© imago images/blickwinkel

Renteneintrittsalter: Wann man in Rente gehen kann

Das Renteneintrittsalter regelt, wann man aufhören kann zu arbeiten. Welche Geburtsjahrgänge wirklich ohne Abzüge in die Rente gehen können, erklärt das Video.

Jens Spahn musste nicht lange auf Reaktionen warten, als er am Wochenende in „Bild am Sonntag“ die Abschaffung der Rente mit 63 forderte. Ganz Deutschland regte sich über diesen Vorschlag auf. Spitzenpolitiker wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer nannten Spahns Renten-Vorstoß „ungerecht und rücksichtslos“.

Doch ist er wirklich so ungerecht? Wie eine Studie des Prognos-Instituts für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zeigt, könnte die Abschaffung der abschlagsfreien Rente ab 63 den Fachkräftemangel lindern und zum anderen die Beitragszahler deutlich entlasten.

Rente: Linderung des Fachkräftemangels und Entlastung der Beitragszahler

Linderung Fachkräftemangel: Laut der Studie sollen durch die Rente mit 63 allein im vergangenen Jahr rund 200.000 Beschäftigte dem Arbeitsmarkt entzogen worden sein. Dabei viele in Bereichen, in denen der Personalmangel besonders groß ist, wie der Industrie oder dem Handwerk. Ohne die Regelung wäre die Fachkräftelücke nach Angaben der Forscher um rund zehn bis 20 Prozent geringer ausgefallen.

Entlastung der Beitragszahler: Würde man die Rente mit 63 schon 2024 abschaffen, könnte der Beitragssatz auf dem heutigen Niveau von 18,6 Prozent stabilisiert werden, statt auf 19,1 Prozent zu steigen. Es bedeute eine Entlastung der Beitragszahler von rund acht Milliarden Euro insgesamt und für den einzelnen Durchschnittsverdiener mit 4.000 Euro Bruttolohn und seinem Arbeitgeber rund 240 Euro Sozialabgaben weniger im Jahr.

Auch auf das Rentenniveau würde sich die Abschaffung positiv auswirken, weil die Zahl der Beitragszahler langsamer schrumpfen würde. Ein Rentner mit Bruttostandardrente bekäme nach den Prognos-Berechnungen im Jahr 2030 insgesamt 384 Euro mehr Rente. In Anbetracht dieser Ergebnisse fordert der INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben: „Die Rente mit 63 passt nicht mehr in die Zeit und muss bis spätestens Ende 2030 auslaufen“.



Seit 2014 können Menschen, die mindestens 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, ohne Kürzungen der Rentenzahlung vorzeitig in den Ruhestand gehen. Die Rente mit 63 galt dabei nur für Berechtigte, die vor 1953 geboren wurden. Für von 1953 bis 1963 geborene Versicherte wird die Altersgrenze schrittweise auf 65 Jahre angehoben. 2021 wurde sie von 270.000 Personen in Anspruch genommen. Das entspricht einem Anteil von 30 Prozent am Altersrentenzugang.