Unsere Gesellschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Die Babyboomer-Jahrgänge 1955 bis 1970 scheiden Schritt für Schritt aus dem Erwerbsleben aus und gehen in Rente. Soziologe und Buchautor Heinz Bude („Abschied vor den Boomern“) warnt vor den gravierenden Folgen.
+++ Auch spannend: Weniger Rente im März – daran liegt’s +++
Die Politik muss nun neue Antworten auf diese Herausforderung finden!
Insider warnt: „Es wird finster im Gesundheitssystem und im Handwerk“
Die geburtenstarken Jahrgänge nach dem Krieg gehen auf die Zielgerade ihres Berufslebens zu. „Wenn die quantitativ so mächtige Generation der Boomer beginnt, sich nach und nach aus allen Arbeitsmärkten zu verabschieden, stehen wir volkswirtschaftlich ziemlich dumm da“, warnt Professor Bude nun im Interview mit „Der Standard“.
Im Gespräch mit der österreichischen Zeitung führt er aus, was er meint. „In diesen Menschen verkörpern sich Kompetenzen, die man schwer entbehren kann. Denken Sie nur an das Gesundheitssystem. Sind die Boomer-Ärzte, alle diejenigen, die den Pflegebereich wuppen, erst einmal raus, wird es finster. Nicht anders im Handwerk. Dort heißt es auch, die sollen lieber noch zehn weitere Jahre arbeiten.“
+++ Lesenswert: Rente: Üble Aussichten für Millionen Verträge – Experte: „Riester ist in Ruinen“ +++
Aus seiner Sicht braucht es daher eine neue Debatte über den Zuverdienst in der Rente, also Vergünstigungen und Erleichterungen durch den Staat, um dieses Modell attraktiver zu gestalten.
Länger arbeiten? Immer mehr gehen früher in Rente
Die Realität aber sieht anders aus. Im Herbst 2023 wurde ein neues Rekordniveau bei den Anträgen auf eine frühzeitige abschlagsfreie Rente nach 45 Arbeitsjahren gemeldet. Bis Ende September 2023 gingen über 245.000 Anträge auf diese sogenannte „Rente mit 63“ ein. Das war ein Plus von fast 17 Prozent zum Vorjahr 2022.
Mehr Themen für dich:
Und der Trend dürfte weitergehen. Der geburtenstärkste Jahrgang ist der von 1964, mit damals 1.065.437 Geburten. Diese Menschen werden in diesem Jahr 60. In wenigen Jahren werden sie in Massen in die Rente abwandern, viele von ihnen auch vorzeitig abschlagsfrei nach 45 Erwerbsjahren.
Das ist ein Aderlass für die deutsche Wirtschaft!