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Putin: Russen-Soldat warnt vor Rekrutierung für Front – „Unsere Jungs verrotten“

Es ist menschenverachtend: Das Putin-Regime schickt Randgruppen der russischen Gesellschaft massenhaft in den sicheren Tod.

© IMAGO/ITAR-TASS

Kurz erklärt: Die Bundeswehr-Brigade in Litauen

Für die Bundeswehr ist es ein Kraftakt: Erstmals will sie eine komplette schwere Kampfbrigade auf Dauer im Ausland stationieren - an der Nato-Ostflanke in Litauen, nicht weit entfernt von der russischen Grenze. Nach Angaben der Bundesregierung ist die dauerhafte Stationierung ein "Leuchtturmprojekt der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen sicherheitspolitischen Zeitenwende". Kritiker zweifeln indes an der Umsetzbarkeit.

Ohne Menschlichkeit: Putin schickt gesellschaftliche Randgruppen an die Front in der Ukraine und überlässt sie ihrem Schicksal. Es sind Todgeweihte. Die Berichte aus den eigenen russischen Reihen in der Ukraine sind erschütternd.

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Laut Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten sollen bis zu 200.000 ehemalige Häftlinge für die Armee rekrutiert worden sein. Darunter auch Mörder und Gewalttäter.

„Der ganze Müll aus Russland“

So veröffentlichte die „Kyiv Post“ im Frühjahr ein Telefonat eines russischen Soldaten, das der ukrainische Geheimdienst abgefangen haben will. Der Soldat berichtet in die Heimat: „Das ganze Gesindel, der ganze Müll, der in Russland ist, wurde gesammelt und an die Front gebracht.“ Darunter auch „verdammte Gefangene, die ihr ganzes Leben im Gefängnis waren“.

Militärökonom Matthias Keupp sprach mit der ARD-Redaktion von „Kontraste“ über das Kalkül Putins in diesem Abnutzungskrieg. Massenhaft werden die russischen Soldaten in Richtung der ukrainischen Verteidigungslinien geschickt und brutal geopfert. Der Ukraine solle schneller die Munition ausgehen als Russland die Menschen. „In dieser Gewaltkultur ist ein menschliches Leben nichts wert“, so Keupp.

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Menschenverachtung des Putin-Regimes auch bei eigenen Soldaten

Die „Kontraste“-Redaktion zeigte nun auch ein Video eines russischen Soldaten, der früher selbst Häftling war. Michail Maltsew wurde 2023 begnadigt und an die Front geschickt. In einer Videobotschaft berichtet er nach wenigen Monaten von seinen Erfahrungen im Ukraine-Krieg: „Bei uns werden nicht mal die Verwundeten abtransportiert. Sie werden höchstens zusammengenäht und dann nach einer Woche wieder in die Schlacht geschickt. Die Leichen unserer Jungs liegen hier rum, sie verrotten, werden nicht abgeholt. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie die Jungs da rumliegen und schon verwesen.“

Soldat und Ex-Häftling Michail Maltsew hat nur einen Rat: „Also Jungs, bleibt besser zu Hause, sitzt eure verdammte Zeit im Knast ab.“ Denn in der Ukraine könnten „Häftlinge wie wir nicht überleben“.

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Das unabhängige russische Nachrichtenportal „Verstka“ präsentierte im Frühjahr Berichte über schwere Misshandlungenm, Schikanen, Gewalt und sexuellen Missbrauch unter den russischen Soldaten. Der Frust, die Wut und die Verzweiflung der rekrutierten Gefangenen würden sich immer heftiger entladen.

Häftlinge werden vom Kreml unter Druck gesetzt

Im „Kontraste“-Gespräch erklärte die russische Menschenrechtlerin Olga Romanowa: „Die Männer haben keinerlei Ideale.“ Sie würden auch nicht an die Propaganda von Putin, des Kampfes gegen Nazis in der Ukraine, glauben. „Sie kämpfen nicht für ihre Heimat und auch nicht, weil sie dem Eid treu sind. Sie kämpfen für ihre eigene Freiheit.“

Romanowa, Gründerin der Nichtregierungsorganisation „Russland hinter Gittern“, berichtete der „Bild“ bereits im Winter über menschenverachtende Maßnahmen in Strafkolonien. Das Putin-Regime habe bei tiefen Minustemperaturen die Heizungen abgedreht. „Dadurch sollen die Umstände in den Gefängnissen unerträglich gemacht werden, damit Männer, die dort sitzen, in die Ukraine gehen“, so Romanowa. Und das, obwohl sie über die geringen Überlebenschancen Bescheid wwissen. Eine Wahl zwischen Pest und Cholera.


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Romanow gegenüber der „Bild“: „In Russland gibt es drei Bevölkerungsgruppen, für die die meisten kein Mitleid empfinden, wenn sie an der Front sterben: Häftlinge, Minderheiten, die in den armen, von Moskau fernen Regionen wohnen und neue Staatsbürger. Solange diese drei Gruppen in der Ukraine kämpfen und sterben, kann Putin dem Rest der Bevölkerung eine scheinbare Normalität vorgaukeln.“