Ein Artikel in der renommierten „The New York Times“ sorgt für großes Aufsehen. Es geht darin um die Enthüllung, dass es im Umfeld von Putin im Oktober 2022 offenbar schon ziemlich konkrete Gedankenspiele über den Einsatz einer taktischen Nuklearwaffe gab.
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Wie ernst und bedrohlich war die damalige Lage wirklich?
Putin und der rote Knopf: „Die Mahner hatten Recht“
Besonders in den Reihen der Wagenknecht-Partei BSW wird der Bericht mit alarmierenden Worten geteilt. So schreibt der Bundestagsabgeordnete Klaus Ernst auf X: „Wir waren anscheinend schon fast vor einem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine.“ Der Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Fabio De Masi, geht noch einen Schritt weiter: „Laut der NYT befanden wir uns Ende Oktober 2022 am Rande eines Atomkrieges.“ Er meint: „Die Mahner hatten Recht und auch Joe Biden hat die Drohungen offenbar sehr ernst genommen.“
Was im „New York Times“-Artikel steht
Laut „The New York Times“ befürchtete US-Präsident Joe Biden tatsächlich für einige Wochen einen möglichen Nuklearwaffen-Einsatz durch Putin. Das Blatt schreibt: „Im Oktober 2022 befand sich das Weiße Haus einige Wochen lang in einer Krise, deren Ausmaß zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt war.“
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Demnach hatte der US-Geheimdienst mehrere Indizien geliefert, dass sich die russischen Atomwaffen-Drohungen in einen operativen Plan verwandeln könnten. So hätten abgehörte Gespräche unter russischen Militär ergeben, dass das Atomwaffenarsenal vermehrt Thema wurde. Auch einer der ranghöchsten russischen Militärkommandaten habe laut eines abgehörten Tondokuments über den möglichen Einsatz einer Atomwaffe gesprochen, was im Weißen Haus für enorme Besorgnis sorgte.
Atomare Gedankenspiele bei Putin: Auch Scholz spielte eine Rolle
Hintergrund der offenbar konkreten Gedankenspiele auf russischer Seite war, dass die Ukraine zum damaligen Zeitpunkt die Oberhand im Krieg hätte gewinnen und möglicherweise auch die Krim zurückerobern können. Für diesen Fall schätzten die US-amerikanischen Analysten das Risiko eines Einsatzes einer Atomwaffe auf 50 Prozent oder noch höher ein, schreibt das Blatt. Mit anderen Worten: Je erfolgreicher die Ukrainer auf dem Schlachtfeld agieren, desto wahrscheinlich sei der Einsatz einer Nuklearwaffe.
Laut dem Artikel habe auch Bundeskanzler Olaf Scholz eine bedeutende Rolle in diesen Tagen gespielt. Demnach sei er von US-Seite in die Geheimdienstinformationen eingeweiht worden, um bei einem Staatsbesuch in China auf den Präsidenten Xi Jinping einzuwirken, damit dieser wiederum auf Putin Einfluss nimmt. Tatsächlich warnte Xi Jingping in einer öffentlichen Erklärung beim Scholz-Besuch vor dem Einsatz von Atomwaffen und verurteilte auch die Drohungen damit.
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Allerdings: Präsident Biden erhielt laut dem Bericht der „The New York Times“ in einem Briefing auch die eindeutigen Informationen, dass es keine Belege dafür gab, dass atomare Waffen bewegt wurden. Darauf weist auch Professor Carlo Masala von der Bundeswehr-Uni in München hin. Er wirft BSW-Politiker Ernst auf X vor, Ängste schüren zu wollen. Der Sicherheitsexperte schreibt: „Dass die USA die angefangenen Funksprüche ernst genommen haben, war gut und richtig und die internationale Reaktion hat wichtiges bewegt, aber wir standen nicht kurz vor einem Einsatz.“