Es ist eine schockierende Enthüllung von einem Insider der Ampel. Journalist Stephan Lamby hat die Regierung seit Amtsantritt begleitet. Seine Dokumentation „Ernstfall – Regieren am Limit“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar, das Buch dazu erschien ebenfalls im September 2023. Er deckt darin auch auf, wie Putin Kanzler Scholz unter Druck setzt.
Im „Kanzlerpodcast“ des Hamburger Abendblattes spricht Lamby über die Bedrohungen für Deutschland und wie die Ampel bislang damit umgegangen ist. Es habe eine „Scheißangst“ in den Reihen der Regierung gegeben.
Putin lässt Atomangriff testen – sollten die deutschen Geheimdienste das mitbekommen?
Schon vor der Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat Putin in langen Linien den Krieg vorbereitet. So habe man Mitte Dezember, genau zur Amtsübernahme der Ampel-Koalition, festgestellt, dass die Gasspeicher fast leer waren. Nur zu 18 Prozent waren sie gefüllt. Betrachtet man die Monate und Jahre davor, sei „ganz klar ein Plan von Putin erkennbar“, so Lamby. „Das Reduzieren der Gasspeicher-Stände war nur ein Mosaikstein“
Ein weiterer: Eine russische Militärübung in der Ostsee mit beuruhigender Zielsetzung. Es ging um Nuklarwaffen-Angriffe auf Deutschland! Lamby führt aus, was er dazu recherchieren konnte: „Es wurde der Funkverkehr der russischen Marine aufgeschnappt. Und aus dem Funkverkehr ging hervor, dass es drei und möglicherweise vier Ziele gab. Ein Ziel war das Bundeskanzleramt. Ein anderes war Büchel, da sind die Atomwaffen der Amerikaner gelagert. Und ein weiteres Ziel war der Hamburger Hafen.“
In den Kreisen der Nachrichtendienste in Berlin werde seitdem diskutiert, ob die Russen wollten, dass die Deutschen davon Wind bekommen. Der Funkverkehr soll so offensichtlich abhörbar gewesen sein, dass man eine Absicht unterstellen kann. Sollte Bundeskanzler Olaf Scholz, ein Hamburger, mit der Auswahl der Ziele eingeschüchtert werden?
„Scheißangst“ in Reihen der Ampel-Koalition
Auch ob Putin dem Kanzler am Telefon mit Atomschlägen gedroht hat, bleibt nach den Recherchen des Journalisten unklar. Lamby habe dazu in teilweise vertraulichen Gesprächen sich widersprechende Versionen gehört. Er glaubt jedoch, dass Putin eine direkte Drohung gar nicht nötig habe: „Putin musste Scholz in Telefonaten gar nicht drohen. Die Drohungen waren öffentlich. Er hat permanent mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht.“ Und diese Drohkulisse gibt es bis heute.
Die Bundesregierung habe jedenfalls in der Anfangszeit des Krieges und vor den Wintermonaten „eine Scheißangst“ gehabt. Diese bezog sich zum einen auf einen möglichen Zusammenbruch der deutschen Industrie durch ausbleibende Öl- und Gaslieferungen aus Russland. Zum anderen aber auch auf die Gefahr einer Eskalation des Krieges.
Und heute? „Sie haben sich ein bisschen dran gewöhnt. Aber ganz aus den Kleidern bekommen sie das nicht“, so der Journalist im Funke-Podcast „Das Scholz-Update“. Putin sei schließlich unberechenbar.
Zögert Scholz deswegen bei Taurus-Marschflugkörpern?
Vor diesem Hintergrund sei auch die Diskussion um die Taurus-Marschflugkörper zu betrachten, die bis zu 500 Kilometer weit fliegen können. „Das geht Richtung Moskau“, so Lamby.
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Man müsse sich darauf verlassen können, dass die ukrainische Armee diese Marschflugkörper nicht zum Angriff auf russisches Territorium einsetzt. So wie sie heute schon mit Drohnen Ziele in Moskau anvisiert. „Das könnte Putin, das hat er mal in einer Rede gesagt, als Angriff auf russisches Territorium verstehen. Wäre ja auch so. Das würde dem russischen Präsidenten laut Verfassung die Möglickeit geben, sich entsprechend zur Wehr zu setzen“, erklärt der Reporter.
Und da sind wir wieder beim Atomwaffen-Test in der Ostsee und dem Damoklesschwert, das über Kanzler Scholz schwebt.