Piratenpartei NRW schmeißt politischen Geschäftsführer raus
Die Piratenpartei NRW hat sich überraschend von seinem politischen Geschäftsführer getrennt. Der Landesvorstand wirft Klaus Hammer einen „schweren Datenschutzverstoß“ vor. Dieser will aus der Partei austreten und bedankte sich via Twitter für die „Messer im Rücken.“
Düsseldorf.
Die Weitergabe vertraulicher E-Mails an einen Anwalt sorgt für Unruhe bei der Piratenpartei in Nordrhein-Westfalen. Sie trennte sich von ihrem politischen
Geschäftsführer Klaus Hammer, weil dieser die Daten entgegen einem
Vorstandsbeschluss weitergegeben haben soll. Einem Bericht von „Spiegel Online“
zufolge soll er die Dokumente in einer Mülltonne deponiert haben, damit der
Anwalt sie dort abholen konnte. Der Landesvorsitzende Sven Sladek kommentierte
den Artikel auf seinem Twitteraccount mit den Worten: „Widerspreche SpOn nicht.
Aber unklar wo die Infos so detailliert herkommen.“
In einer Mitteilung gab die Partei am Mittwoch als offiziellen Grund
einen „schweren Datenschutzverstoß“ an. Hammer werde die Befähigung, ein
Parteiamt zu bekleiden, auf zwei Jahre aberkannt, hieß es weiter. „Er hat mit
seinem Verhalten insgesamt gegen die Grundsätze der Piratenpartei Deutschland
verstoßen.“
Hammer kündigt Parteiaustritt an
Ein Sprecher sagte auf dapd-Anfrage, Hammer habe E-Mail-Verkehr des
Vorstands mit einzelnen Mitgliedern an einen Anwalt weitergeleitet. Die Inhalte
seien „möglicherweise zivil- und strafrechtlich relevant“. Weitere Details
wollte er zum Schutz der Betroffenen zunächst nicht nennen. Hammer hat den
Vorfall den Angaben zufolge selbst gemeldet.
Über Twitter teilte er am Dienstag mit: „Das wars. Machts gut. und
danke für die Messer im Rücken. Es waren interessante 3 Jahre.“ Er bat auf
Twitter um Verständnis dafür, keine näheren Angaben zum Grund für sein
Ausscheiden zu machen und kündigte zudem seinen Parteiaustritt an. Hammer ist
nach eigenen Angaben selbstständiger IT-Unternehmer und war im Juni zum
politischen Geschäftsführer gewählt worden.
Dokumente in Mülltonne deponiert?
„Spiegel Online“ berichtete am Mittwoch mit Verweis auf Personen aus
dem Umfeld des Vorstands von Streitigkeiten zweiter Piratengruppen, in deren
Fronten der Vorstand offenbar geriet. Demnach hatte eine Piratengruppe dem
Vorstand mitgeteilt, eine andere besitze Neonazi-Propagandamaterial und
Hetzschriften, was diese aber glaubhaft bestritt. Der Vorstand soll dann einen
Anwalt eingeschaltet haben, um die Verleumder zur Verantwortung zu ziehen, hieß
es in dem Bericht.
Dessen Wunsch nach Einsicht in den gesamten Schriftverkehr habe der
Vorstand nach Angaben der Partei aus datenschutzrechtlichen Gründen abgelehnt.
Dennoch soll sich Hammer von dem Anwalt unter Druck gesetzt gefühlt und die
E-Mails übergeben haben – über eine Mülltonne. „Spiegel Online“ zitiert
Teilnehmer einer Sitzung, in der Hammer angegeben haben soll, die Dokumente auf
Wunsch des Anwalts in seiner Hausmülltonne deponiert zu haben. Am nächsten
Morgen habe sich das Material nicht mehr dort befunden.
Den Posten soll bis auf weiteres Alexander Reintzsch übernehmen, der
laut Partei bereits im vergangenen Jahr politischer Geschäftsführer war.