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Miete: Ampel will fetten Bonus auch für Rentner – er lohnt sich aber nicht für alle

Die Ampel möchte einen fetten Miet-Bonus einführen, von dem vor allem Senioren und Rentner profitieren dürften. Er lohnt sich aber nicht für alle.

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u00a9 IMAGO / Wolfgang Maria Weber

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Es ist so ein kleines Paradox in Deutschland. An sich wäre reichlich Wohnraum vorhanden, allerdings verteilt er sich am Ende so, dass zu wenige Wohnungen herausspringen. Die Folgen des Wohnungsmangels bekommen dabei etliche Mieter hierzulande deutlich zu spüren. In etlichen Großstädten kennen die Mietpreise etwa nur eine Richtung: Nach oben. Gerade für junge Familien, die ja bekanntlich etwas mehr Raum zum Leben brauchen, stellt das eine fast unüberwindliche Hürde dar.

Nun schlug ein Ampel-Vorschlag hohe Wellen, der gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte. Die Idee: Was wenn etwa alleinstehende Rentner, die im Eigentum leben, ihr Haus oder ihre Wohnung an junge Familien vermieten und dafür Steuervorteile kassieren? Die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Christina-Johanne Schröder (MdB), hatte darüber öffentlich nachgedacht. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt sie, was hinter dem Vorstoß steckt. So viel vorweg: Manche könnten dadurch mehr profitieren als andere.

Miete: Ampel mit brisantem Miet-Vorstoß

Grundsätzlich würde sich die Idee nicht nur an Senioren, sondern an alle Menschen richten, die sich in ihrem Wohnraum etwas verkleinern wollen. Dass sich da faktisch aber eher Rentner denn Bachelorstudenten angesprochen fühlen, ist auch der grünen Wohnungspolitikerin klar. „Menschen wollen durchaus aus ihrem Einfamilienhaus ausziehen“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Dafür gibt es viele Gründe: Weil sie etwa schlecht angebunden sind mit Bus und Bahn oder sie nicht mehr die Treppe hochkommen. In Deutschland ist es aber baurechtlich sehr kompliziert, Einfamilienhäuser umzubauen.“

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Die Ampel möchte deswegen, so Schröder, einen „ganzen Strauß“ an Maßnahmen aufgreifen. Dazu zähle auch, baurechtliche Sachen zu verändern. Aber eben auch das: Wer sein eigenes Haus oder seine Eigentumswohnung vermieten möchte, soll seine eigene Miete dann von der Steuer absetzen können. Schröder erhofft sich dadurch auch für Rentner mehr Flexibilität.

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Christina-Johanne Schröder (Grüne) sorgte mit einem brisanten Miet-Vorstoß für ein mediales Beben. Foto: IMAGO / Future Image

Miete: Viele Rentner leben im Eigentum

„Wir wissen, dass gut 65 Prozent der Menschen über 65 im Eigentum leben“, so die Grünen-Politikerin. „Deswegen könnte das tatsächlich auch ältere Leute eher betreffen.“ Da sie aber tatsächlich „nur“ die eigene Miete von der Steuer absetzen können, bleibt die Frage, wie sehr sich so ein Schritt für Senioren tatsächlich lohnt. Schnell wird klar: Wer in teure Wohngegenden zieht, kommt unterm Strich deutlich besser weg. Klar, dort bezahlt man eben auch mehr – und bekommt dann einen größeren Betrag vom Staat zurück.

„Wir haben in Deutschland eine heterogene Wohn- und Preislandschaft“, so Schröder. „In München wurde der Vorschlag total gelobt. Das liegt auch daran, dass sie zum Teil extrem teure Wohnungen haben. Da bringt das viel.“ Sollte ein Rentner aber etwa in eine barrierefreie Wohnung in einer nicht so wohlhabenden Gegend ziehen, könnte am Ende nicht so viel rausspringen. „Da ist der Effekt nicht so groß“, erklärt Schröder. In manchen Fällen könnte sich der steuerliche Vorteil aber auch für sie lohnen.


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Denkbar wäre etwa ein Rentner, der ohne Mieteinnahmen noch unter den Steuerfreibetrag fällt. Wenn er vermieten möchte, muss er aber sein Einkommen plötzlich versteuern. Warum also ausziehen, wenn unterm Strich am Ende ohnehin weniger rausspringt? Mit einer steuerlich absetzbaren Miete wäre der finanzielle Schlag für den Rentner etwas kleiner. Ob das reicht, um Senioren zu so einem Schritt zu bewegen, muss sich freilich erst einmal zeigen.