Veröffentlicht inPolitik

Marktwirtschaft, nicht sozial

Marktwirtschaft, nicht sozial

Vielleicht sollten wir uns von einer grundsätzlichen Illusion lösen: Im Kaiser’s-Tengelmann-Dauerkonflikt gibt es keine Guten und keine Bösen. Es gibt nur Kaufleute. Und deren Hauptbeschäftigung ist das Rechnen. Mitarbeiter sind Umsatzfaktoren. Wer das kritisiert, der muss die (längst nicht mehr soziale) Marktwirtschaft insgesamt in Frage stellen.

Das Hauptinteresse aller direkt Beteiligten – Verdi ist nur Moderator – ist es also nicht, Arbeitsplätze zu sichern, sondern Gewinne zu maximieren und der Konkurrenz Marktanteile abzuknöpfen. Deshalb ist eine Lösung, mit der alle Parteien zufrieden sein können, ausgeschlossen. Die unterschiedlichen Interessen kann niemand unter einen Hut bringen. Und für ein eventuelles Scheitern tragen alle Verantwortung.

Was bleibt unterm Strich? Arbeitsplatzabbau! Wenn Tengelmann-Chef Haub in einem Brief an seine Mitarbeiter jetzt schon wieder von einer „letzten Chance“ spricht und an Rewe, Markant und Norma appelliert, „das Wohl von 16 000 Menschen und ihrer Angehörigen über ihre wirtschaftlichen Interessen zu stellen“, dann macht er gerade diesen Menschen falsche Hoffnungen. So naiv kann der Mann gar nicht sein: Kaufleute, die wirtschaftliche Interessen hintanstellen, gehen nämlich pleite. Das Unterfangen, gegen den freien Markt Jobs sichern zu wollen, wird nie von Erfolg gekrönt sein. Die einzige Hoffnung, die den Betroffenen bleibt, ist, dass sie in einem wirtschaftlich gesunden Umfeld auf Stellensuche gehen müssen. Das klingt hart? Ja, aber es ist Realität.