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Landtagswahl Bayern: Der Freistaat rückt nach rechts ++ Söder kommt mit einem blauen Auge davon

Landtagswahl in Bayern: Paukenschlag beim Kampf um Platz zwei! Die AfD sorgt für die große Überraschung des Wahlabends.

Söder, AfD, Landtagswahl
u00a9 IMAGO / Manngold, IMAGO / Panama Pictures

Aiwanger-Debatte bestimmt Wahlkampf in Bayern - zum Ärger der CSU

Die Debatte um das antisemitische Flugblatt von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat den Wahlkampf in Bayern bestimmt - nicht zum Nachteil für den 52-Jährigen, dessen Umfragewerte sich im Aufwind befinden. Das kann vor allem CSU-Chef Markus Söder nicht gefallen.

Tag der Wahrheit für Markus Söder: Der CSU-Ministerpräsident konnte sich behaupten, auch wenn er nochmal ein leicht schwächeres Ergebnis als 2018 einfuhr. Bayern verschiebt sich insgesamt nach rechts: Die AfD und die Freien Wähler gewinnen jeweils über vier Prozentpunkte dazu.

Die Flugblatt-Affäre hat Hubert Aiwanger also nicht geschadet. Der Fortsetzung des bürgerlichen Bündnisses zwischen CSU und Freien Wählern steht nichts im Wege.. Eine Koalition mit den Grünen schloss der Söder zuvor schon kategorisch aus. Denen fehle das „Bayern-Gen“. Der CSU-Chef machte sie zum Hauptgegner in seinen über 110 Auftritten in Bierzelten auf Volksfesten.

Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl in Bayern

CSUGrüneFreie WählerAfDSPDFDP
37%14,4%15,8%14,68,4%3%
-0,2%-3,2%+4,2%+4,4%-1,3%-2,1%
Hochrechnungen der Sender

News-Blog zur Landtagswahl in Bayern 2023

6.40 Uhr: Rechtsruck in Bayern – Söder kommt glimpflich davon

Es gibt zwei Wahlgewinner in Bayern: Die Freien Wähler von Hubert Aiwanger, die über vier Prozentpunkte dazugewinnen und zweitstärkste Kraft werden – und die AfD. Die Partei landet vor den Grünen auf den dritten Platz – ein Rechtsruck in Bayern. Markus Söder kommt am Ende glimpflich davon, seine CSU verliert nur 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2018.

Die FDP ist nicht mehr im Landtag vertreten, die SPD schrumpft weiter. Eine Packung für die Ampel-Parteien!

+++ Dazu spannend:

8. Oktober, 21.25 Uhr: Aiwanger holt kein Direktmandat

Es war knapp, aber es hat nicht gereicht: Im Stimmkreis Landshut kam der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, auf 23,2 Prozent. CSU-Kandidat Helmut Radlmeier lag mit 29,7 Prozent vorne. Aiwanger wird es verkraften können, denn seine Partei geht insgesamt gestärkt aus der Landtagswahl hervor.

21.15 Uhr: AfD wird zweitstärkste Partei im Landtag

Im Laufe des Abends wird es immer deutlicher: Zweitstärkste Kraft in Bayern wird die AfD. Sie liegt bei ARD und ZDF vor Grünen und Freien Wählern. Ein überraschender und heftiger Zugewinn für die Rechtsaußen-Partei von bis zu sechs Prozent laut aktuellen Hochrechnungen.

Die SPD schmiert dagegen weiter ab und rutscht nun sogar unter 8 Prozent. Die FDP erlebt ebenfalls ein Desaster und liegt mittlerweile unter 3 Prozent.

Markus Söder dagegen kommt mit einem blauen Auge davon. Zwar fällt das CSU-Ergebnis nochmal leicht schlechter aus als 2018. Doch immerhin bleiben die Christsozialen wohl über 36 Prozent. Drunter hätte es turbulenter für ihn werden können.

19.30 Uhr: Blitz-Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern?

Im ZDF-Interview kündigt Hubert Aiwanger an, dass sich CSU und Freie Wähler schnell auf einen neuen Koalitionsvertrag einigen werden. Anders als bei den monatelangen Ampel-Verhandlungen in Berlin, werde es in München rasch gehen. „Wir werden in Bayern binnen weniger Tage klar Schiff machen“, so Aiwanger. Auch Söder ließ keinen Zweifel daran, dass er die bürgerliche Koalition fortsetzen will.

18.38 Uhr: Erste Hochrechnungen sind da

Es bestätigt sich bei ARD und ZDF der erste Trend. Die AfD kann zweitstärkste Kraft werden – und ist es aktuell sogar im ZDF. Für eine Koalition aus CSU und SPD könnte es möglicherweise auch theoretisch gar nicht reichen, weil die Sozialdemokraten so schwach abschneiden.

18.05 Uhr: AfD-Paukenschlag bei ersten Prognosen!

Die ersten Prognosen sind da – mit einem Paukenschlag! Laut der ZDF-Prognose wäre die AfD die zweitstärkste Kraft in Bayern. Vor den Grünen und vor den Freien Wählern. Die SPD ist weit abgeschlagen, die FDP ist raus aus dem Landtag.

Auch für die CSU ist es eine bittere Prognose. Laut der ZDF-Prognose könnte es das schlechteste Wahlergebnis der Christsozialen seit 1950 werden.

Seitenblick nach Hessen, auch dort wurde gewählt: Auch in diesem Bundesland könnte die AfD zweitstärkste Kraft werden. Laut ZDF-Prognose sogar mit 17 Prozent. Klarer Wahlsieger ist die CDU mit etwa 35 Prozent.

17.05 Uhr: Plötzliche Trendwende am Wahlsonntag

Zuerst hieß es, die Wahlbeteiligung liegt höher als vor fünf Jahren. Vor allem in der Landeshauptstadt München zeichnete sich das ab. Nun sieht es auf einmal anders aus.

In München lag die Wahlbeteiligung – einschließlich Briefwählern – um 15.30 Uhr bei 61,3 Prozent und damit etwas niedriger als vor fünf Jahren. In Nürnberg war die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 41,4 Prozent minimal geringer als bei der letzten Landtagswahl. In Augsburg blieb die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 31,2 Prozent deutlich hinter der Beteiligung vor fünf Jahren zurück.

Auch Landeswahlleiter Thomas Gößl rechnet mit einem Minus bei der Wahlbeteiligung. Laut „Focus“ wagte er anhand der Daten bis 14 Uhr eine erste Schätzung der Gesamtwahlbeteiligung. Diese habe bis dahin bei rund 60 Prozent gelegen.

12.20 Uhr: Ein erster Trend zeichnet sich ab

Ein erster Trend zeichnet sich bereits ab. Offenbar gehen mehr Menschen gehen zur Wahl! Besonders in München scheint das der Fall zu sein. Hier lag die Wahlbeteiligung – einschließlich Briefwählern – um 10.30 Uhr bei fast 44 Prozent und damit deutlich höher als vor fünf Jahren.

In Nürnberg war die Wahlbeteiligung um 10 Uhr mit über 11 Prozent etwas höher als bei der letzten Landtagswahl. In der Frankenmetropole sei dabei aber zu diesem Zeitpunkt nur ein Fünftel der ausgestellten Briefwahlunterlagen mitgezählt worden, sagte ein Sprecher des Wahlamts. In Augsburg lag die Wahlbeteiligung am Vormittag mit 7,6 Prozent unter der Beteiligung vor fünf Jahren. Vor fünf Jahren gaben bayernweit 72,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab.

Seehofer-Tochter zieht vom Leder über Söder

11.50 Uhr: Seehofer-Tochter lästert über Söder und Aiwanger

Ausgerechnet die Tochter von Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) spricht Markus Söder und Hubert Aiwanger jetzt den nötigen Charakter für Spitzenämter ab. Susanne Seehofer kandidiert in München für die FDP für den Landtag. Gegenüber t-online.de zieht sie vom Leder: „Was mich an Söder wie an Aiwanger stört, ist der Populismus.“ Beide wären nicht bestrebt, „das Richtige zu tun, sondern zuerst die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun.“ Das jedoch entspreche nicht den Anforderungen an charakterstarke Politiker.

8 Uhr: Die Wahllokale öffnen

Die Wahllokale in Bayern haben geöffnet, ebenso wie in Hessen! Bis um 18 Uhr haben 9,4 Millionen Menschen im Freisstaat die Möglichkeit, ihre Stimmen für die Landtags- und Bezirkstagswahlen abzugeben. Rund eine halbe Million Menschen dürfen zum ersten Mal abstimmen. Und genau solche Jungwähler sorgten kurz vor der Landtagwswahl am 8. Oktober für einen echten Schreck!

Bei der U18-Landtagswahl, bei der Jugendliche abstimmen vorab durften, kam die Rechtsaußen-Partei AfD mit fast 15 Prozent auf den zweiten Platz. Ein Schock-Ergebnis! Tatsächlich könnte das laut den jüngsten Umfragen passieren. Auffällig: Die Grünen, die sonst in der Jugend viel Zuspruch haben, kamen mit 13,3 Prozent nur auf den vierten Platz. Die CSU wurde bei den unter 18-Jährigen zwar die stärkste Partei, allerdings nur mit 26,1 Prozent.

https://twitter.com/polenz_r/status/1709714047212372283/photo/1

Die letzten Umfragen vor der Bayern-Wahl

Laut den jüngsten Umfragen ist ganz klar: Auch in diesem Jahr wird die CSU mit Abstand die stärkste politische Kraft in Bayern. Doch die Zeiten, in denen die Christsozialen 40 Prozent plus X holten (oder gar eine absolute Mehrheit) scheinen endgültig vorbei.

Für Markus Söder könnte es um jeden Prozentpunkt ankommen. Schon 2018 holte er mit 37,2 Prozent das schlechteste CSU-Ergebnis seit 1950. Wird er das noch unterbieten? Geht die CSU mit 35 oder noch weniger Prozent nach Hause, dürfte Söder wackeln (wir berichteten). Auch wenn er sich noch Ende September auf einem Parteitag mit 96,5 Prozent als Vorsitzender bestätigen ließ.

Völlig offen ist das Rennen um Platz 2 bei der Landtagswahl in Bayern. Wird Hubert Aiwanger, der sich als Opfer einer Medienkampagne rund um die Flugblatt-Affäre inszeniert, der lachtende Zweite?

Söder und Aiwanger vor der Landtagswahl in Bayern 2023.
Wer hat am Ende gut lachen? Söder und Aiwanger vor der Landtagswahl in Bayern 2023. Foto: IMAGO / Stephan Görlich, IMAGO / Bihlmayerfotografie, IMAGO / Sven Simon (Fotomontage)

Zuletzt lagen die Freien Wähler bei 15 Prozent in den Umfragen – und damit deutlich über dem Ergebnis von 2018 (11,6 Prozent). Die Freien Wähler könnten dann mit erstarkten Selbstbewusstsein in die Koalitionsverhandlungen mit Söder gehen.

+++ Auch spannend: Bayern-Wahlkampf: Grünen-Bashing von Söder, Aiwanger und Co. +++

Bayern-Landtagswahl: Grüne, Freiew Wähler und AfD kämpfen um zweiten Platz

Doch auch die Grünen und die AfD haben die Chance, die zweitstärkste Kraft hinter der CSU zu werden. Den Grünen rund um das Spitzenduo Katharina Schulze und Ludwig Hartmann gelang das bereits vor fünf Jahren.

CSUGrüneFWAfDSPDFDP
36-37%15-16%15-16%14%9%3-4%
Die Werte der Parteien in den letzten Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen, INSA, Civey und Infratest dimap

Die SPD dagegen könnte noch schwächer abschneiden als 2018, da waren es nur 9,7 Prozent. Dennoch wären die Sozialdemokraten zumindest theoretisch eine Alternative für Söder, falls es nicht zu einer Neuauflage der Koalition mit den FW kommt.


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Ganz bitter könnte der Abend für die FDP werden. Den Liberalen droht, ebenso wie in der parallelen Landtagswahl in Hessen, der Rauswurf aus dem bayerischen Landtag. Überhaupt keine Aussichten auf den Landtagseinzug hat laut Umfragen die Linkspartei.