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Israel: Nehmen radikal-islamische Tendenzen zu? „Macht mir Angst“

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel relativieren weltweit und auch hier in Deutschland Gruppen den Terror. Das sagen Experten zur aktuellen Lage.

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel relativieren weltweit und auch hier in Deutschland Gruppen den Terror. Das sagen Experten zur aktuellen Lage.
© IMAGO/SOPA Images

Beispielloser Angriff der Hamas auf Israel

Die militante Palästinenserorganisation Hamas hat einen beispiellosen Angriff auf Israel gestartet und dem Land damit nach den Worten von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Krieg erklärt. Aus dem Gazastreifen wurden tausende Raketen auf Israel abgefeuert, Kämpfer sickerten nach Armeeangaben zudem mit Gleitschirmen, über das Meer und zu Land nach Israel ein. Nach Angaben israelischer Rettungskräfte wurden in Israel mindestens 40 Menschen erschossen und hunderte weitere verletzt.

Seit mehreren Tagen herrscht in Israel ein Alltag, der von Brutalität, Leid und Gewalt geprägt ist. Am Samstag (7. Oktober) hat die radikale Terrororganisation Hamas eine massive Angriffswelle auf Israel gestartet. Dadurch wurden bislang mindestens 1.200 Menschen getötet, wie das israelische Militär mitteilte. Mindestens 3.000 Menschen sind verletzt, 150 wurden verschleppt.

Der brutale Angriff hat auch Auswirkungen außerhalb des Nahen Ostens. Bundesweit gab es zahlreiche Demonstrationen für Israel, allerdings kam es auch zu pro-palästinensischen Versammlungen und Kundgebungen, die viel Kritik hervorgerufen haben.

Auf pro-palästinensischen Demos wird Hamas-Terror relativiert

Der Konflikt ist bis an ein Gymnasium in Berlin Neukölln herangetragen worden. Ein 14-jähriger Schüler trug eine Palästina-Flagge und ein Palästinensertuch, was von der Polizei bestätigt wurde. Ein 61-jähriger Lehrer versuchte, dem Schüler das Tragen dieser politischen Symbole zu untersagen. Infolgedessen mischte sich ein 15-jähriger Schüler ein und griff den Lehrer an, indem er ihm einen Kopfstoß versetzte. Der Lehrer verteidigte sich laut Berichten und setzte sich gegen den Schüler zur Wehr, der daraufhin wiederum nach dem Lehrer trat.

„Das hat mich nicht überrascht“, betont Jan Kizilhan, Professor für Soziale Arbeit an der DHBW bei der Fachtagung „Radikalisierung und Prävention im Fokus der Sozialen Arbeit“. Deshalb sei Prävention besonders wichtig. „Konflikte in Gaza und Israel strahlen bis nach Deutschland“, erklärt auch Peter Wetzels, Professor für Kriminologie an der Universität Hamburg. Die Probleme, dich sich hierzulande auswirken, sind verschieden: Muslimenfeindlichkeit, Flucht, Asyl und Antisemitismus.

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So belagerten in London pro-palästinensische Demonstranten die israelische Botschaft, in New York wurde auf einer Demo ein Hakenkreuz gezeigt, in Sydney riefen die Teilnehmer die Botschaft „Gas the Jews“. Auch in Deutschland gibt es pro-palästinensische Kundgebungen, bei denen der Terror der Hamas teilweise relativiert wird. „Wenn man sich befreien möchte, ist alles legitim“, sagt ein Teilnehmer bei der Duisburger-Demo dem Sender „Welt“.

Hamas verfolgt selbe Vorgehensweise wie IS

„Dass Palästinenser ein Recht auf einen Staat haben, ist keine Diskussion“, betont Kizilhan im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber: „Das Phänomen, wie die Hamas jetzt vorgegangen ist, ist eins zu eins die Vorgehensweise des IS. Der IS als Gruppe mag zwar weggegangen sein, aber diese Ideologie wird sich im Nahen und Mittleren Osten verfestigen.“ Konkret meint der Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung damit, dass die Methoden, Menschen umzubringen, einfacher geworden sind und dass die Sensibilisierung den Feind als Feind zu erklären, einfacher geworden ist.

„Wenn Terroristen der Hamas einfach Menschen auf einem Festival ermorden, dann ist das das gleiche wie der IS es mit Menschen in Manchester getan hat. Menschen, die zum islamischen radikalischen Staat gehören, sehen Israel oder Menschen, die den Islam nicht vertreten, als Todesfeind. Was sie gerade geleistet haben, empfinden sie als Riesenerfolg: Sie haben Israelis getötet, das konnten sie vorher nicht“, erklärt Kizilhan.

Ein Terrorist habe weder Mitleid noch Schuldgefühle

Und dieses Feindbild sei stärker geworden. Auch die Radikalität der Terroristen bereitet ihm Sorgen: „Sie sind Intellektuelle, sind verletzte Menschen, die alle Gefühle und Emotionen hinter sich gelassen haben. Sie haben keine Schuldgefühle, empfinden kein Mitleid mit denen von ihnen getöteten Kindern.“

Kizilhan fordert deshalb: „Wir müssen handeln, sonst lachen sie uns aus.“ Gespräche, Informationskampagnen, Fortbildungen sind Maßnahmen, die zwar ergriffen werden können, bei denen man aber nicht weiß, ob sie funktionieren.


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Weltweit sieht man, dass „radikal-islamische Tendenzen zunehmen“, so Kizilhan. „Das macht mir Angst.“ Doch wie sehr sind islamismus-affine Einstellungen in Deutschland verbreitet? Während 2021 noch 20 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime offen für islamistisches Denken war, sind es ein Jahr später bereits 26,1 Prozent. Die Zahl, die tatsächlich islamistisch eingestellt ist, fällt aber deutlich niedriger aus (9 Prozent).