Köln.
Schon vor der Sendung „Hart aber fair“ am Montag hat die Einladung eines Gastes für mächtig Zoff gesorgt. Uwe Junge (AfD Rheinland-Pfalz) war zu Gast in der „Hart aber fair“-Sendung zum Thema „Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?“
Der Grund für die Aufregung: Ausgerechnet Junge hatte in der Vergangenheit mit radikalen Aussagen im rechtspopulistischen Ton provoziert.
In der Sendung gab sich der für seine provokante Aussagen bekannte Politiker aus Rheinland-Pfalz aber ungewohnt kleinlaut. Angesprochen auf ein Facebook-Posting der AfD zu Aussagen von Walter Lübcke, unter dem unzählige Mordaufrufe zu finden waren, sagte er: „Das ist ohne Frage nicht zu aktzeptieren.“ Man müsse sich fragen, wer es nicht gelöscht habe, fragt er. Die Antwort gibt es aus der Runde: die AfD.
Uwe Junge bei „hart aber fair“: AfD-Mann gibt sich kleinlaut
Der Post war erst am 20. Juni 2019 – also nach dem Tod Lübckes – gelöscht worden.
Auch ein weiterer AfD-Aufreger rund um den Mord an Walter Lübcke war Thema bei Frank Plasberg. AfD-Politiker Ralph Müller blieb bei einer Gedenkminute für Walter Lübcke im bayerischen Landtag sitzen. „Das ist nicht bürgerlich, das ist nicht konservativ, das ist einfach nur schäbig“, so Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler in der Sendung.
Auf die Kritik erwidert Uwe Junge: „Da habe ich kein Verständnis dafür. Er hat das versucht zu erklären. Aber das geht überhaupt nicht.“
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Von ARD-Terrorismusexperte Georg Mascolo gab es eine klare Ansage Richtung Junge. Die AfD müsse sich entscheiden. Gehe sie den Weg zum demokratischen Spektrum – oder setzt sie den Weg in die Radikalität weiter fort.
Dazu gehöre eben auch, in den sozialen Medien Hass zu bekämpfen. „Daran müssen sie sich messen lassen“, so Mascolo.
Junge: „Stehe zu meinem Tweet“
Auch der Tweet von Uwe Junge aus dem Jahr 2017 wurde diskutiert: „Der Tag wird kommen, an dem wir alle Ignoranten, Unterstützer, Beschwichtiger, Befürworter und Aktivisten der Willkommenskultur im Namen der unschuldigen Opfer zur Rechenschaft ziehen werden! Dafür lebe und arbeite ich. So wahr mir Gott helfe!“, hatte Junge geschrieben. Es klang nach einer Abrechnung.
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Junge sagte dazu: „Ich stehe zu dem Tweet.“ Jeder müsse irgendwann mal Rechenschaft ablegen vor den Wählern, aber auch den Nachkommen.
Junge wurde Opfer von Brandanschlag
Doch Junge war auch Opfer eines Brandanschlags geworden. Und so betonte er wiederholt, dass er wie Walter Lübcke auch massiv angefeindet werde. „Wir müssen uns nicht nur auf Rechtsextremismus, sondern auch Islamismus und Linksextremismus konzentieren“, forderte er. Denn Menschen mit Haltung würden auf allen Seiten angefeindet. Zum Mord an Walter Lübcke meinte er: „Dieser rechtsextreme Killer hat mit der AfD nichts zu tun.“
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Das ist Uwe Jung:
- Der Vater von zwei Kindern wurde in Hildesheim geboren
- Der 62-Jährige Stabsoffizier bei der Bundeswehr, nahm an Auslandseinsätzen in Kroatien oder Kunduz teil
- 2016 trat er aus dem aktiven Dienst aus
- bis 2009 war er CDU-Mitglied, anschließend bei der Partei „Die Freiheit“
- Im März 2013 trat er in die AfD ein, 2015 wurde er deren Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz. Seit 2016 ist er Mitglied im Landtag und Fraktionsvorsitzender
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Im Vorfeld hatte der Auftritt Junges für mächtig Wirbel gesorgt.
Zuschauer reagieren entsetzt
Viele Zuschauer des ARD-Talks reagieren entsetzt darauf, dass ausgerechnet Junge sich zum Thema Rechtsterrorismus äußern soll:
- Da brauche ich nicht hart aber fair und Uwe Junge als Gast. Gehts noch?
- Wer Uwe Junge von der AfD einlädt, kommt bei mir auf die schwarze Liste. Ihr seid nur noch hart – an der Grenze des Zumutbaren.
- Schön, dass ihr mit Junge gleich einen Hassprediger eingeladen habt. Der kann sich dann mithilfe unserer Gebühren reinwaschen. Es ist alles so unglaublich.
- Ernsthaft? Warum nicht gleich Stephan E.?
- Ihr lernt es in diesem Leben nicht mehr, oder? Steigbügelhalter für die Rechten.
Die Kritik wurde in der Sendung aufgenommen. Warum etwa Anwalt Mehmet Daimagüler trotz Boykott-Aufrufen gekommen war, fragte Frank Plasberg. „Wann habe ich schon mal die Gelegenheit, jemandem aus der AfD zu sagen, was ich von seiner Partei halte.“ (fel/ms)