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Grüne schlimmer als AfD? Wieso Merz‘ Abgrenzung zur Habeck-Partei unglaubwürdig ist – ein Kommentar

Bei den Grünen ist die Sache klar – mit ihnen wollen Merz, Söder und Co. nicht zusammenarbeiten. Doch warum kommen bei der AfD immer wieder Zweifel auf?

Friedrich Merz
u00a9 IMAGO/Sven Simon

Söder hält an Aiwanger fest - trotz Flugblatt-Affäre

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält trotz der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fest. Er sei nach einer "Gesamtabwägung" zu diesem Entschluss gekommen, sagte Söder in München. Aiwanger habe ihm am Vorabend in einem langen Gespräch versichert, das Flugblatt nicht verfasst zu haben. Er habe sich zudem entschuldigt und Reue gezeigt.

Okay, wir haben es verstanden. Die Grünen sind also eure Hauptgegner, liebe Union. Würstchen-Markus lässt sich demonstrativ mit Fleischplatten ablichten, um sich von den vermeintlichen Veggie-Grünen zu distanzieren. Und auch Friedrich Merz machte auf dem legendären Gillamoos-Volksfest abermals klar: „Diese Grünen können kein Koalitionspartner für uns sein.“ Der Ausspruch ist jedoch unglaubwürdig, kurzsichtig und nicht zuletzt höchst fragwürdig.

Unglaubwürdig: Ob Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg oder Hessen – in all diesen Ländern regieren die Konservativen bereits mit den Grünen. Wenn die Grünen für die CDU, wie Merz behauptet, kein Koalitionspartner sein können, wieso regieren die Christdemokraten dann in mehreren Bundesländern mit ihnen?

Merz: Es kommt nur eine Koalition mit den Grünen infrage

Kurzsichtig: Der Union wird nach der kommenden Bundestagswahl gar nichts Anderes übrig bleiben, als mit den Grünen zu koalieren, sofern es keine Fortsetzung der Ampel-Regierung geben sollte, was angesichts des ewigen Zanks unter den Koalitionären und ihren schlechten Umfragewerten erwartet werden darf. Auch eine große Koalition kann ausgeschlossen werden. Sie erscheint aus mehreren Gründen unrealistisch, nicht zuletzt, weil sie derzeit auch keine Mehrheit hätte. Die Union wird also die heilige Bratwurst zur Seite legen und stattdessen in den sauren Apfel beißen müssen.

Merz: Sozialtourismus, Paschas und die Sache mit der Brandmauer

Fragwürdig: Ex-CSU-Chef Horst Seehofer hielt lange Zeit an Hans-Georg Maaßen fest, was angesichts dessen Entgleisungen die Fragen aufwirft, warum Seehofer eigentlich Maaßen so lange sein Vertrauen ausgesprochen hat und wie dieser Mann es überhaupt bis an die Spitze des Verfassungsschutzes schafften konnte. Der frühere CDU-Vorsitzende Armin Laschet wollte sich dann von Maaßen, der nach seinem überfälligen Rausschmiss Bundestagsabgeordneter für die CDU in Thüringen werden wollte, nicht wirklich distanzieren.

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Laschets Nachfolger, Friedrich Merz, nennt zudem die Fluchtbewegungen, die aus dem bestialischen Angriffskrieg Russlands entstehen, „Sozialtourismus“. Er verunglimpft Kinder mit Migrationshintergrund als „Paschas“. Im diesjährigen ZDF-Sommerinterview ließ er Zweifel an der „Brandmauer“ gegen Rechts aufkommen.



Markus Söder wiederum hielt zuletzt an seinem Vize Hubert Aiwanger fest, der zugibt, als Fast-Volljähriger ein rassistisches Pamphlet bei sich geführt zu haben. Angesichts all dieser fragwürdigen Vorgänge stellt sich die Frage: Wieso fällt es den Unionisten eigentlich so leicht, sich von den Grünen so deutlich abzugrenzen, von den Rassisten und der AfD jedoch nicht?