Gewalt im Pegida-Lager – Polizei verbietet Demonstration
Die Polizei hat am Samstag den Demozug von Pegida NRW in Wuppertal verboten. Die Teilnehmer waren schon während der Kundgebung gewalttätig geworden.
Wuppertal.
Polizei verbietet Pegida-Demozug durch Wuppertal.
Acht Personen in Gewahrsam genommen.
Polizeipräsidentin: „Guter Tag für die Demokratie“.
Bei Kundgebungen von Salafisten, Rechtsextremen und Pegida in Wuppertal hat es am Samstagnachmittag Ausschreitungen gegeben. Acht Personen wurden in Gewahrsam genommen. Der geplante Zug von Pegida wurde noch am Nachmittag von der Polizei verboten. Hooligans versuchten daraufhin, eine Polizeisperre in Richtung der Gegendemonstranten zu durchbrechen, scheiterten aber an den Beamten.
Grund für das Verbot waren nach Auskunft der Polizei Auseinandersetzungen im Pegida-Lager. Vermummte hatten zudem Flaschen und Böller auf Polizisten geworfen. Die Polizei berichtet von Gewalttätigkeiten während der Kundgebung.
Die Einsatzkräfte bemühten sich in voller Montur und mit Schlagstöcken ausgerüstet, die Angreifer zurückzudrängen. Auch ein Wasserwerfer wurde zwischen die Gruppen gefahren.
Lutz Bachmann: „Macht nicht alles kaputt“
Pegida-Vorstand Lutz Bachmann hatte zuvor vergeblich von der Bühne aus an die Hooligans appelliert, friedlich zu bleiben. „Macht nicht alles kaputt, was wir in 18 Wochen aufgebaut haben“, sagte er. Auf Seiten der Pegida hatten sich laut Polizei 800 Teilnehmer versammelt. Viele kamen vermummt mit Sonnenbrille und schwarzer Kleidung, schwenkten Fahnen. Bachmann, angekündigt als „Ober-Chef von Pegida“, versicherte den paar hundert Demonstranten noch, dass die Bewegung stetig wachse und friedlich sei. Er sollte noch am gleichen Tag eines Besseren belehrt werden.
Bereits am frühen Nachmittag war es fast zu einem Zusammenstoß von Hooligans und linken Gegendemonstranten gekommen. Offenbar wurde die Polizei überrascht, als Anhänger der Hooligan-Szene aus Richtung der Schwebebahn-Station „Kluse“ kamen und sich ihnen eine Gruppe Linker in den Weg stellte. Eine Reiterstaffel der Polizei drängt sich zwischen die Gruppen, um den Hooligans Zugang zu der Pegida-Demo zu verschaffen.
Rangeleien bei der Salafisten-Kundgebung
Nur wenige hundert Meter entfernt kam es am Nachmittag zu Rangeleien, als die Polizei die Teilnehmer einer Salafisten-Kundgebung durchsuchen wollte.
Insgesamt waren nach Einschätzung der Polizei deutlich weniger als die erwarteten 3000 Demonstranten in der Stadt. Zu der Pegida-Kundgebung kamen etwa 800 statt der erwarteten 2000 Menschen. Bei den Salafisten waren es rund 200 statt der erwarteten 400 Teilnehmer. Weit mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz.
Das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ hatte 2000 Menschen mobilisiert. Vor der Synagoge bezogen sie Stellung gegen die Salafisten-Demo ganz in der Nähe. „Es ist ein Unding, dass die Salafisten sich in Sichtweite einer Synagoge versammeln. Ich möchte nicht, dass solchen Leuten das Feld überlassen wird“, sagte ein 63-Jähriger.
Polizei: „Es war ein guter Tag für unsere Demokratie“
Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher zog am Abend Bilanz: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf dieses durchaus schwierigen Tages. Menschen, die sich friedlich versammeln wollten, konnten ihre Meinung frei äußern. Es gab keine Verletzten. Es war ein guter Tag für unsere Demokratie, die wehrhaft ist und gleichwohl nicht wehrlos.“
Stundenlang war ein Teil der Elberfelder Innenstadt für den Verkehr gesperrt. Auch Fußgänger konnten nicht ungehindert passieren. Polizeihubschrauber kreisten über der Stadt, Einkäufer und Spaziergänger sah man nur noch wenige. In vielen Schaufenstern hingen Zettel, auf denen die Geschäftsleute ihre Kunden um Verständnis bitten – sie hatten schon um 13 Uhr geschlossen oder gar nicht erst aufgemacht.
Bürgermeister rief zu Gegen-Demos auf
Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung hatte bereits am Freitag zum Protest gegen die Extremisten aufgerufen. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass das offene Klima der Stadt vergiftet wird“, teilte Jung über seine Pressesprecherin mit. Die Kundgebungen dürften aber nicht verboten werden: Es sei „eben auch der Preis unserer freiheitlichen Demokratie, dass man solche Aufmärsche letztlich nicht verhindern kann“, sagte Jung.
Ende Oktober vergangenen Jahres war es bei einer Kundgebung der Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) in Köln zu schweren Krawallen gekommen. Salafisten hatten sich ihrerseits früher bereits in Solingen und Bonn Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. (Mit Material von dpa)