Während in Deutschland mit der 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich geflirtet wird, gehen die Griechen einen anderen Weg. Dort gibt es ebenfalls das Problem des Fachkräftemangels. In Griechenland gilt daher ab dem 1. Juli ein besonderer Deal, der bis zu 115 Prozent mehr Gehalt einbringt.
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Eine 6-Tage-Woche – aber mit attraktiven Prämien. Wäre das auch ein Weg für Deutschland? Wir haben beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) nachgehorcht.
Freiwillig mehr arbeiten – Arbeitgeber zahlt Pflicht-Prämien aufs Gehalt
Der Deal in Griechenland sieht so aus:
- Wenn ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin einen sechsten Arbeitstag in der Woche macht, gibt es 40 Prozent Zusatz-Gehalt!
- Fällt dieser Tag auf einen Sonn- oder Feiertag, müssen die Arbeitgeber 75 Prozent obendrauf geben. Also insgesamt 115 Prozent mehr Lohn für diesen Tag!
- Maximal sind acht Arbeitsstunden extra erlaubt und es darf keine Nachtschicht sein.
- Wer beim 5-Tage-Modell bleibt, kann auch profitieren: Wenn der oder die Beschäftigte an einem Samstag arbeitet, gibt es einen Zuschlag von 30 Prozent.
Deutlich mehr Gehalt durch Pflicht-Prämien vom Arbeitgeber – und das alles auf freiwilliger Basis. Klingt nach einem fairen Deal, oder? Sollte die Politik in Deutschland sich also auch in diese Richtung bewegen und entsprechende Gesetze beschließen? DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sieht es auf Anfrage unserer Redaktion anders.
Gewerkschaftsvorständin warnt: „Kann falsch motivieren“
„Das Arbeitszeitgesetz bietet jetzt schon ausreichend Flexibilität für Gewerkschaften und Arbeitgeber in Tarifverhandlungen – auch für eine Verteilung der Arbeitszeit auf mehr als fünf Tage in der Woche mit entsprechendem Ausgleich. Da konkrete Vereinbarungen und die Ausgestaltung zur Arbeitszeit Sache der Tarifvertrags- und Betriebsparteien sind, sollte sich der Gesetzgeber da heraushalten“, findet Piel.
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Sowieso will sie nichts davon hören, dass die Deutschen zu wenig arbeiten würden. Das sei ein „Märchen“. Sie verweist auf „Millionen unbezahlter Überstunden“. Piel: Viele Beschäftigte schieben Extraschichten und arbeiten hart am Limit. Die Arbeitsbelastungen sind hoch – das dokumentieren hohe Krankenstände und zunehmende psychische Erkrankungen.“
Arbeitsstunden im internationalen Vergleich
- In Deutschland arbeiten die Menschen im Jahr im Schnitt 1.031 Stunden
- In den USA (1.291 Stunden), Japan (1.260) oder auch Griechenland (1.145) wurde mehr gearbeitet
- Im internationalen Vergleich schufteten die Deutschen aber mehr als Italiener, Belgier oder Türken und etwa gleich viel wie die Franzosen
- Quelle: OECD/Institut der Deutschen Wirtschaft, Arbeitsstunden je Einwohner im Alter 15-64 Jahre
Die Gewerkschafterin warnt vor kontraproduktiven Folgen: „Zusätzliche finanzielle Anreize für Überstunden könnten gerade Menschen in belastenden Berufen in unteren Lohngruppen falsch motivieren, mit Mehrarbeit über ihre Grenzen zu gehen und ihre Gesundheit zu riskieren. Wenn Beschäftigte krank werden und es nicht bis zur Rente schaffen, dann ist das nicht nur für die Betroffenen tragisch, sondern es bringt auch wirtschaftlich keinen Zentimeter nach vorn.“