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Bahn-Streik: Hört auf, euch über die Lokführer aufzuregen!

Bahn-Streik: Hört auf, euch über die Lokführer aufzuregen!

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Ist der Ärger über die GDL berechtigt? Foto: picture alliance/dpa | Bodo Marks

Ein Kommentar von Redakteur Marcel Görmann

Natürlich gibt es gute Gründe, sich über den Bahn-Streik aufzuregen. Wieso muss die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) zum Beispiel ausgerechnet in den Sommerferien die Arbeit niederlegen? Damit trägt man den Arbeitskampf auf den Rücken derjenigen aus, die wegen Corona seit über einem Jahr nicht mehr in den Urlaub fahren konnten.

Sowieso Corona: Ist es nicht unverantwortlich von der GDL, mitten in der Pandemie für überfüllte Züge zu sorgen? Wenn sich die Reisenden in die wenigen noch fahrenden Bahnen quetschen, ist das ein Fest für die Delta-Variante!

Und wieso bestreikt die GDL nicht einfach nur den Güterverkehr? Das würde dem Arbeitgeber wirtschaftlich ebenfalls schwer schaden, aber immerhin die Pendler und Reisenden verschonen.

https://twitter.com/AbdelkarimsLP/status/1425042762198622218?ref_src=twsrc%5Etfw

Streik-Ärger über die GDL: Aber was ist mit dem Egoismus der DB-Manager?

Sind die krassen Maßnahmen der Lokführer also angemessen und verhältnismäßig? Oder verhalten sie sich rücksichtslos?

Betrachtet man den Streit so einseitig, kommt etwas anderes zu kurz: der Egoismus der DB-Manager in der Corona-Krise.

Rückblick 2020: Die größere Bahngewerkschaft, die EVG, verständigte sich mit der Konzernführung in einem „Bündnis für unsere Bahn“ auf eine äußerst niedrige Gehaltsrunde. Angesichts der steigenden Inflation bedeutete diese Einigung sogar einen Reallohnverlust, denn es gibt nur 1,5 Prozent mehr Gehalt in 28 Monaten.

Die konkurrierende GDL will sich nicht so abspeisen lassen und mehr herausholen für die Belegschaft. Insbesondere auch, weil Vorstände, Geschäftsführer und Top-Manager der Bahn trotz der Corona-Krise selbst nicht auf üppige Prämien verzichten wollten.

Bahn-Führung sackt trotz Milliarden-Verlusten im Corona-Jahr Bonuszahlungen ein

Wie unter anderem der „Spiegel“ berichtete, bestanden rund 70 Vorstände und Geschäftsführer von Bahn-Tochterunternehmen trotz der Milliarden-Verluste im Corona-Jahr 2020 auf ihre Bonuszahlungen. Aus Sicht von GDL-Chef Weselsky ist das ein Unding. Er warf den Bahn-Managern Selbstbedienungsmentalität vor und kritisierte, dass insgesamt sogar 3.5000 Bahn-Führungskräfte im vergangenen Jahr Boni erhalten hätten, wenn auch eingekürzt. Das „Manager-Magazin“ sprach gar von einem „Bonusregen für 3.500 Bahn-Manager – trotz Rekordverlust“.

Damit nicht genug: Der Aufsichtsrat will im kommenden Jahr über Gehaltserhöhungen von zehn Prozent mehr Fixgehalt für drei Bahnvorstände entscheiden, darunter für Konzernchef Richard Lutz. Eigentlich sollte die Entscheidung bereits im Frühjahr durchgewunken werden, doch sie wurde auf Druck der Gewerkschaftsseite vertagt. Die Verträge der drei Vorstände wurden bereits verlängert.

Immerhin: Der siebenköpfige Konzernvorstand verzichtete für 2020 ganz auf Erfolgsbeteiligungen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags will nun verhindern, dass es für das Geschäftsjahr 2021 Bonuszahlungen an die Konzernspitze geben wird. Einen entsprechenden Beschluss gab es im April.

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Bislang keine Corona-Prämie für die breite DB-Belegschaft

Die breite Belegschaft ging derweil bislang dagegen leer aus – es gab keinerlei Corona-Prämie, anders als in vielen anderen Unternehmen.

Bei der Frage, ob dieser Streik in der breiten Öffentlichkeit akzeptiert wird, wird es auch um all diese umstrittenen Bonuszahlungen gehen. Wer verhielt oder verhält sich eigennütziger? Die DB-Führungskräfte mitten in der größten Krise – oder die Lokführer-Gewerkschaft GDL?