In den letzten Wochen gab es viele positive Meldungen über die Füllstände der deutschen Gasspeicher. Obwohl Putin über Nord Stream 1 kein Gas mehr liefert, konnte Deutschland in der Zwischenzeit die Gasspeicher fast vollständig auffüllen. Ist der Winter damit also gesichert?
Nicht unbedingt! Unter nicht unrealistischen Umständen kann es trotzdem noch eng werden zum Jahresanfang 2023. Sogar eine Gasmangellage kann entstehen. Die hätte dann auch Auswirkungen auf den Winter 23/24. Die Bundesnetzagentur hat vier Szenarien für den Winter jetzt neu berechnet.
Droht doch noch eine nationale Gas-Mangellage in Deutschland?
Die derzeitige Lage vor dem Winter: Aktuell sind die deutschen Gasspeicher zu über 96 Prozent gefüllt. Laut Bundesnetzagentur gelang das schneller als prognostiziert wurde. Zum 1. November lautet das finale Füllziel 95 Prozent. Ein Erfolg für Robert Habeck! Dieses wird „bei einer Fortschreibung der aktuellen Wetterlage voraussichtlich erfüllt und gegebenenfalls sogar übertroffen“, heißt es in dem Papier der Behörde. Erklärt wird das durch die zunehmenden Importe aus den Niederlanden, Belgien und in den letzten Wochen auch aus Frankreich. Auch Gas-Importe aus Norwegen konnten gesteigert werden. „Deutschland profitiert von der LNG Import-Infrastruktur in den Benelux-Ländern“, berichtet die Bundesnetzagentur.
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Davon hängt alles im Winter ab: Es wird entscheidend sein, wie kalt der Winter in Deutschland und den europäischen Nachbarländern wird. Die Länder, die aktuell Gas an Deutschland exportieren, werden in den kommenden Monaten selbst mehr verbrauchen und damit weniger liefern. Gleichzeitig wird auch der Gasbedarf in Süd- und Osteuropa steigen. Deutschland muss dann Gas an die Nachbarn weiterleiten. Die Frage ist somit, wie viel in Deutschland verheizt wird, wie viel Gas Deutschland an andere EU-Staaten abgeben muss und wie viele Importe noch reinkommen. Ab Ende Oktober rechnet die Behörde mit dem „Ausspeicherbeginn“, also der Phase bis zum Frühjahr, in der die Speicherstände fallen werden, weil mehr verbraucht wird.
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Das macht Hoffnung: Zum Jahreswechsel soll das dritte schwimmende LNG-Terminal in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) in den Betrieb gehen.
Die möglichen Szenarien zur Gas-Lage im Winter: Die Bundesnetzagentur errechnete zwei mögliche Szenarien – und zwar jeweils für einen milden und strengen Winter. Im ersten Szenario würde die Differenz zwischen Importen und Exporten an Gas von aktuell 97 Gigawattstunden auf 78 GWh/h sinken. Im zweiten Szenario auf sogar 46 GWh/h, sich also mehr als halbieren.
milder Winter | strenger Winter | |
Szenario 1 | 54% Speicher bis März | 47% Speicher bis März |
Szenario 2 | Speicher fast leer bis April | Speicher fast leer bis Ende Februar |
Die bittere Erkenntnis: Im schlimmsten Szenario 2 würde bei einem strengen Winter mit unterdurchschnittlichen Temperaturen eine Gasmangellage Ende Februar entstehen!
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Was ist nun zu tun? Die Bundesnetzagentur ruft weiterhin zum Gassparen auf! Das Sparziel von mindestens 20 Prozent gilt fort. Auch die privaten Verbraucher sind dazu aufgerufen, möglichst sparsam zu sein, um eine nationale Gasmangellage zu verhindern.
Gas: Was ist dann mit dem Winter 2023/24?
Ausblick Winter 2023/24: Leere Speicher (Szenario 2) würden auch Folgeprobleme für den kommenden Winter 2023/24 mit sich bringen. Dagegen bezeichnet die Bundesnetzagentur einen Stand von rund 50 Prozent nach dem Winter 2022/23, also Szenario 1, als „komfortablen Speicherfüllstand“ in Hinblick auf den nächsten Winter.