- Obdachloser findet 2004 Notebook von Friedrich Merz
- Merz‘ Dankeschön nicht würdigend
- Enrico J. immer noch verärgert über Merz
Berlin.
Die Geschichte vom verlorenen Notebook von Friedrich Merz zieht Kreise. Jetzt meldet sich Enrico J. (53) selbst zu Wort. Er will vor 14 Jahren als Obdachloser das Notebook von Friedrich Merz gefunden haben.
Friedrich Merz war zur damaligen Zeit als Fraktionsvorsitzender der CDU im Bundestag. Heute kandidiert Friedrich Merz nach längerer Politik-Abstinenz für den CDU-Vorsitz und könnte sich damit bei der nächsten Bundestagswahl als Kanzlerkandidat stellen.
Friedrich Merz: Obdachloser findet Notebook
Im Interview mit der „taz“ erzählt Enrico J., dass er das Notebook an einem Taxistand am Ostbahnhof in Berlin fand. Statt es auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, weil es sensible Daten wie die Handynummern von Gerhard Schröder, Angela Merkel und Edmund Stoiber enthielt, übergab Enrico J. das Notebook der Bundespolizei, sagt er.
Als Dankeschön erhielt der damalige Obdachlose das damals aktuelle Buch „Nur wer sich ändert, wird bestehen“ von Friedrich Merz mit einer Widmung: „Vielen Dank an den ehrlichen Finder“.
Dieses signierte Buch nahm jedoch nicht Enrico J. selbst in Empfang (da er als Obdachloser keine eigene Adresse hatte), sondern seine damalige Sozialarbeiterin Heike S., die es ihm übergab. Der „taz“ erzählte sie, dass sie sich noch genau an den Vorfall erinnern könne.
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Kein würdiger Dank für den Obdachlosen
Enrico J. hatte damals auf eine weitaus würdigere Geste als ein Promo-Geschenk gehofft. Friedrich Merz hätte ihn zumindest bei der damaligen Obdachlosenhilfe besuchen und sich bei ihm persönlich bedanken können, erzählte er im taz-Interview. Das Geschenk habe er aus „unverschämt“ empfunden und direkt in die Spree geworfen.
Schließlich hätte das Notebook mit den sensiblen Daten in die falschen Hände geraten können – und im schlimmsten Falle sogar seine politische Karriere beenden können.
Enrico J.: „Jetzt macht er wieder auf dicke Hose“
Der 53-Jährige erinnerte sich sofort an die „Abzock-Aktion“, als er gelesen hatte, dass Friedrich Merz für den Bundesvorsitz der CDU kandidiert. „Mir und meinem Kumpel kann er nichts gönnen und jetzt macht er wieder auf dicke Hose. So reich ist er geworden und zählt sich ernsthaft zur Mittelschicht“, sagte er im „taz“-Interview.
Friedrich Merz‚ Kandidatur weckte die Erinnerung an die Geschichte wieder in ihm, die ihn immer noch sehr verärgert. Merz habe gewusst, dass Enrico J. vor 14 Jahren obdachlos war, weil er die Adresse der Obdachlosenhilfe als seine Anschrift bei der Bundespolizei angab.
Enrico J. lebt mittlerweile mit seiner Lebensgefährtin in Berlin zusammen. Seit über zehn Jahren ist er erwerbstätig und arbeitet zurzeit als Steinsetzer.