Sparkassen-Bosse räumen im Durchschnitt am meisten ab. Die Bundeskanzlerin erscheint im Vergleich wie eine Kleinverdienerin. Die Einkommen der kommunalen Manager richten sich nach Branche, Unternehmensgröße und Umsatz. Viele verdienen mehr als eine halbe Million Euro im Jahr.
Essen.
Kein geringerer als Peer Steinbrück hatte einst den Stein ins Rollen gebracht. Den letzten Bundestagswahlkampf prägte der scharfzüngige Kanzlerkandidat der SPD unter anderem mit dem provokativen Satz, nahezu jeder Sparkassenchef verdiene mehr als die Bundeskanzlerin. Einmal abgesehen davon, dass Steinbrück mit seiner Feststellung ins Schwarze getroffen hatte: Die schon länger schwelende Neiddebatte, welche Spitzenkraft in Deutschlands öffentlich organisierten Betrieben wie viel verdient, war durch den schnippischen Hinweis des einstigen Bundesfinanzministers voll entbrannt.
Fakt ist: Schon lange treibt es viele Bürger auf den Baum, wenn sie hören, dass mit ihren Steuern, Abgaben und Gebühren Top-Gehälter finanziert werden, die dem Normalverdiener unerreichbar bleiben. Das Land NRW zwang 2010 mit einem Transparenzgesetz zumindest die Sparkassenvorstände dazu, ihre Gehälter offenzulegen. Mehr und mehr gehen auch andere öffentlich kontrollierte Betriebe dazu über, die Saläre ihrer Top-Manager zu veröffentlichen. Vorzugsweise versteckt werden solche Angaben allerdings in buchdicken Jahresabschlüssen oder Beteiligungsberichten: Geld scheut das Rampenlicht.
Bezüge aus Aufsichtsräten
Nicht überall geht man also so offenherzig mit dem Salär seines Spitzenpersonals um wie in Dortmund. Die örtlichen Stadtwerke DSW21, eine Holding sämtlicher Energie- und Verkehrsbeteiligungen der Stadt, listen im Konzernlagebericht die Vorstandsbezüge fein säuberlich und gut lesbar auf. Rund 442.000 Euro verdiente DSW21-Chef Guntram Pehlke danach 2013, inklusive Sachbezügen und Aufsichtsratsvergütungen inner- halb des DSW21-Konzerns. Nicht dort zu finden ist allerdings, was der vormalige Kämmerer der Stadt Dortmund sonst noch im Rahmen seiner Tätigkeit als Stadtwerkeboss verdient, zum Beispiel 45.000 Euro per anno als Aufsichtsratsmitglied der Gelsenwasser AG, an denen die Dortmunder beteiligt sind. Auch als Chefkontrolleur des Essener Steag-Konzerns, der inzwischen einem Stadtwerke-Konsortium gehört, dürfte SPD-Mitglied Pehlke nicht leer ausgehen.
Trotzdem gehört der Dortmunder nicht zu den kommunalen Spitzenverdienern. Ganz oben im Ruhrgebiet schwimmt hierbei der Duisburger Hafen-Chef Erich Staake mit einem Jahressalär von 715.000 Euro. Der größte Binnenhafen Europas gehört zu einem Drittel der Stadt Duisburg und zu zwei Dritteln dem Land. Fast so viel wie Staake räumte 2013 Gelsenwasser-Boss Henning R. Deters ab: Über 680.000 Euro flossen auf das Konto des Vorstandsvorsitzenden des von den Stadtwerken Bochum und Dortmund kontrollierten Unternehmens. Managergehälter richten sich gewöhnlich nach Unternehmensgröße und Ertragskraft aus.
Die börsennotierte Gelsenwasser AG mit Sitz in Gelsenkirchen ist längst kein örtlicher Versorger mehr und zählt mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Euro zu den größten Trinkwasserversorgern in Deutschland. Da kann der Oberhausener Energieversorger EVO (Umsatz: 230 Millionen Euro) nicht mithalten. Auch das Jahresgehalt von EVO-Chef Bernd Homberg fällt mit 218.000 Euro also vergleichsweise bescheiden aus.
Die durchschnittlich höchsten Bezüge erhalten – wie in der Privatwirtschaft – die Banker. Die Sparkassenchefs in NRW kommen in der Regel auf gute sechsstellige Jahreseinkommen. Das muss nicht zwangsläufig abhängig sein von der Größe der jeweiligen Heimatkommune.
Im wohlhabenden Bonn etwa verdient der Sparkassenchef nach Recherchen von „Monitor“ 640.000 Euro. Im nahezu doppelt so großen Dortmund erhält Sparkassen-Boss Uwe Samulewicz laut Geschäftsbericht „nur“ 524.000 Euro.
Jahreseinkommen der Vorstandschefs kommunaler Unternehmen:
- Dreiköpfiger Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf: 2,15 Millionen Euro
- Erich Staake, Hafen AG Duisburg: 715.000 Euro
- Arndt M. Hallmann, Stadtsparkasse Düsseldorf: 699.687 Euro
- Henning R. Deters, Gelsenwasser AG: 681.795 Euro
- Hans Martz, Sparkasse Essen: 566.600 Euro
- Uwe Samulewicz, Sparkasse Dortmund: 524.000 Euro
- Volker Goldmann, Sparkasse Bochum: 517.000 Euro
- Frank Walter, Sparkasse Hagen: 443.000 Euro
- Guntram Pehlke, Stadtwerke Dortmund DSW21: 442.389 Euro
- Rolf Maasche, Sparkasse Witten: 408.000 Euro
- Bernhard Görgens, Stadtwerke Essen: 312.567 Euro
- Klaus-Peter Wandelnus, Mülheimer Verkehrsgesellschaft: 173.000 Euro
Quelle: Geschäftsberichte und eigene Recherchen