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FDP will Termine privatisieren – Ärzteverband schlägt Alarm: „FDP verrät den Beruf des Arztes“

Die FDP will die Terminvergabe beim Arzt vereinfachen. Der Verband der niedergelassenen Ärzte sieht den Vorschlag kritisch.

Die FDP will die Vergabe von Arztterminen privatisieren. Der Ärzteverband sieht das kritisch und schlägt Alarm.
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Lange Warteschleifen, Aufnahmestopps oder ständiges Besetztzeichen – das hat wohl jeder schon mal erlebt beim Versuch einen Termin beim Arzt zu vereinbaren. Die FDP will bei diesem Problem Abhilfe schaffen und die Terminvergabe verbessern.

Die Fraktion hat dafür im Deutschen Bundestag vorgeschlagen, in Zukunft die Terminvermittlung über kommerzielle Health-Unternehmen wie „doctolib“ oder „Jameda“ finanziell zu fördern. Doch scharfe Kritik kommt vom Virchow Bund, dem Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V.

Ärzteverband übt Kritik an FDP

Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte steht diesem Vorschlag mit „großem Befremden“ gegenüber. „Es gibt eine Terminservicestelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter der Rufnummer 116 117 und sie funktioniert!“, erklärt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dirk Heinrich.

Die KBV allein sei für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung in Deutschland zuständig, so der Ärzteverbund in einer Pressemitteilung. „Und deshalb gehört die Terminvermittlung auch ausschließlich dort hin“, stellt Heinrich fest.

„Der liberale Vorschlag, die ärztliche Terminvergabe quasi zu privatisieren und in die Hände von internationalen Tech-Unternehmen zu legen, verbessert die Terminsituation nicht“, warnt der Virchow Bund-Chef. Viel schlimmer sei: „Die FDP verrät damit den freien Beruf des Arztes, denn die Terminvergabe gehört ausschließlich in die Hände der Ärzte“, so Heinrich.

FDP: Verband sieht anderes Mittel, um Problem zu lösen


Die Kritik des Verbands rührt vor allem daher, dass die kommerziellen Anbieter im Gegensatz zu der Ärzteschaft keine Versorgungsverantwortung tragen. Vielmehr zeichnen diese sich mit einem Geschäftsmodell aus, „das sich in erster Linie durch die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte finanziert.“ So sollen die zahlenden Ärzte bereits heute besser gelistet werden als andere.


Mit dem Vorschlag der FDP, die Terminvergabe zu privatisieren, löse sich nach Ansicht des Virchow Bundes das Problem aber nicht. Aufgrund der Budgetierung und des Ärztemangels trete dieses erst auf. „Solange die Politik über den Weg der Budgetierung die Leistungen nicht oder nicht vollständig bezahlt, wird es begrenze Leistungen – und damit Termine – geben“, macht Heinrich klar. Da nutze auch die beste Terminvermittlung nichts. Deshalb fordert der Virchowbund-Vorsitzende: „Stattdessen wäre hingegen viel sinnvoller, die hohe Zahl an unentschuldigt versäumter, online vereinbarter Arzttermine durch Patienten anzugehen und dadurch die ‚Ressource Arzt‘ besser zu nutzen“.


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Jeder vierte online vereinbarte Termin platze ohne rechtzeitige Benachrichtigung, so die Rückmeldungen von Mitgliedern des Verbandes. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung müsse gemeinsam mit dem GKV-Spitzenverband eine entsprechende Säumnis-Gebühr entwickeln. Das liege auch im Interesse der Krankenkassen, so Heinrich.