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Ex-Staatssekretär rätselt über Kostenexplosion beim Archiv

Ex-Staatssekretär rätselt über Kostenexplosion beim Archiv

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Duisburg14010298 Luftbild Foto: Hans Blossey
Ein Ausschuss des Landtages untersucht die Kostenexplosion beim Bau des Landesarchivs Duisburg. Wieso der Bau statt 35 Millionen am Ende 200 Millionen Euro kostete, kann sich heute keiner mehr erklären. Jetzt war eine Schlüsselfigur des Projekts geladen – doch sie wies alle Schuld von sich.

Düsseldorf/Duisburg. 

Die Suche nach Verantwortlichen für die beispiellose Kostenexplosion beim Bau des Landesarchivs im Duisburger Innenhafen geht weiter. Der Ex-Chef der Staatskanzlei und frühere Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU), der als Schlüsselfigur bei der Standortentscheidung für das markante Speichergebäude an der A40 gilt, wies vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags jede Schuld von sich.

Er habe in dem Bau- und Planungsprozess nur die Interessen der Staatskanzlei als künftiger Mieterin des Gebäudes vertreten, sagte der 64-Jährige. Die Jahresmiete von sechs Millionen Euro sei „angemessen“. Dass die Kosten des Gesamtprojektes von 35 auf 200 Millionen Euro völlig aus dem Ruder liefen, schrieb Grosse-Brockhoff dem landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) zu. Der vom „Verwaltungsrat des BLB zu verantwortende Verlust“ sei nicht akzeptabel. In dem Gremium saßen jedoch andere Vertreter der damaligen Regierung.

„Habe mich nicht einzumischen“

Grosse-Brockhoff will sich die Kostenkalkulation beim Landesarchiv von Anfang an nicht erschlossen haben. Eingeschritten ist er gleichwohl nicht. „Ich habe mich doch nicht einzumischen in die Kalkulationen des BLB“, sagte er. Auch die seltsame Konstruktion mit dem zwischengeschalteten Essener Projektentwickler Kölbl-Kruse soll ihm früh aufgestoßen sein: „Da verdient doch mindestens eine Person zu viel mit“, dachte er sich.

Auch die aufwendige Architektur mit dem Speicher als Archivturm weckte Grosse-Brockhoffs Skepsis: „Türme sind doch teurer als eine Kiste.“ Doch alle Bedenken seien vom damaligen BLB-Chef Ferdinand Tiggemann zerstreut worden, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt. Am Ende konnte sich Grosse-Brockhoff nicht einmal mehr entsinnen, wer eigentlich das Duisburger Grundstück für das Millionengrab Landesarchiv ausgeguckt hatte: „Das wüsste ich gern mal selber.“

Mit der Vernehmung Grosse-Brockhoffs und der für Ende Oktober angesetzten Befragung von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) endet die Beweisaufnahme des Untersuchungsausschusses im Fall des Landesarchivs. Obwohl 35 Zeugen bislang kaum erhellen konnten, warum so viel Steuergeld bei diesem Projekt versickerte, plant der Ausschuss einen Zwischenbericht.