Die Europawahl steht vor der Tür, am 09. Juni können knapp 350 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben. Erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige über die Zusammensetzung des zehnten EU-Parlaments entscheiden.
+++ Das könnte dich auch interessieren: „Arschloch“-Plakate zur Europawahl: Passanten bleiben sofort stehen und schauen hin +++
Möglichst viele Mandate möchte auch die Partei „Volt“ gewinnen. Im Interview mit unserer Redaktion macht sich ihr Spitzenkandidat Damian Boeselager für mehr Mut zur Entwicklung der Union stark.
Vor der Europawahl: Rechtsruck als klarer Auftrag für Demokraten
„Wir können Mut haben. Die EU hat noch überhaupt nicht ihr Potenzial entfaltet. Wir sind noch nicht einmal bei zehn Prozent von dem, wie geil es werden kann, wenn wir Europa richtig aufsetzen“. Die Marschroute von Damian Boeselager und seiner Partei ist klar, volle Kraft voraus für eine zukunftsfähige, florierende Europäische Union.
Die Union mit offensiven Vorstößen zu stärken, das sei die einzig richtige Antwort auf den zunehmenden Rechtsruck in Europa. Viele Parteien würden die Augen vor den jüngsten Umfrageergebnissen in Deutschland, wonach sich knapp 22 Prozent der Jugendlichen vorstellen könnten, die AfD zu wählen, nicht nur verschließen – sie hätten sogar Angst vor dieser Entwicklung. Für „Volt“ hingegen sei diese Zahl ein klarer Auftrag, jenen Wählern in Versuchung ein besseres Angebot als das der Rechtspopulisten und Nationalisten zu unterbreiten.
„Unser Angebot lautet „fix Europe“. Die Europäische Union weiterzuentwickeln, zu reformieren, das ist der Grund für die Gründung Volts. Das ist unser Kernangebot. Es gibt keinen einzigen Regierungschef heute in Europa und auch nicht in Deutschland, der das zu seiner politische Agenda gemacht hat geschweige denn politisches Kapital investiert. Darum möchte ich, dass die Leute Volt wählen, damit sie in klares Signal an alle anderen Parteien senden und sagen: Wir können Europa nicht mehr als so garantiert annehmen. Wir müssen es weiterentwickeln und ihr habt es viel zu lange nicht zu eurer politischen Priorität gemacht. Das ist das große Versagen der Politik der letzten 20 Jahre“.
Damian Boeselager, Spitzenkandidat „Volt“ für die Europawahl, im Interview mit unserer Redaktion
Dass eben dieser rechte Aufschwung in Frankreich (Rassemblement National von Marine Le Pen), den Niederlanden ( PVV von Geert Wilders) oder bei uns in Deutschland vorhanden ist, basiere auf der fehlenden politischen Führung in den EU-Ländern, so Boeselager.
Mehr Nachrichten für dich:
Es wäre die Aufgabe der Spitzenpolitiker gewesen, eine politische, pro-europäische Vision zu zeichnen. Dies sei unter Scholz eben so wenig passiert, wie unter Merkel.
„Deren Angebot ist ja genau gar nichts. (…) Das Problem an Geert Wilders und auch der AfD ist, dass sie an dem Grundgerüst der Demokratie sägen. Sie sind von der politische Bühne heruntergefallen und sägen jetzt am Gerüst. Darum ist es unsere Entscheidung, nicht nur Wahlkampf gegen die AfD zu machen, sondern für eine geile Zukunft. Das ist unser Angebot vor allem an junge Leute, die vielleicht den Status Quo blöd finden. Zum Beispiel das Gesundheitsweisen und die Wohnungsnot, das sind ernsthafte Probleme und die Frage ist, gehen wir in die Resignation vor dem Status Quo oder gehen wir in eine Zukunft, die wir uns selber bauen können. Dafür müssen wir verstehen, dass wir die Macht haben, diese Zukunft zu verändern.“
Damian Boeselager, Spitzenkandidat „Volt“ für die Europawahl, im Interview mit unserer Redaktion
Neuesten Umfragen zufolge wird sich das Ergebnis der AfD bei der Europawahl zwischen 15 und 19 Prozent einpendeln. Für Boeselager ein Indiz, dass das demokratische Angebot noch nicht laut genug kommuniziert wurde.
Boeselager: gerechte Gesellschaft, klimaneutrale Innovation und ein Wir-Gefühl in Europa
Die Mission, den europäischen Rechtsstaat zu stärken, ist mit Sicherheit kein Alleinstellungsmerkmal. Konkret fokussiere sich „Volt“ dabei vor allem auf eine generationen- und gesellschaftsgerechten Entwicklung. Man müsse beispielsweise ein reformiertes Asylsystem schaffen, die Innovationskraft in einer klimaneutralen Wirtschaft ankurbeln und den Rechtsstaat fördern, indem wir der EU mehr Kompetenzen zuschreiben.
Um eine solche Europäische Union gestalten zu können, müsse in einem ersten Schritt das europäische Wir-Gefühl etabliert werden. So würde man auf internationaler Ebene noch immer zwischen einem Deutschen und einem Europäer differenzieren, das dürfe nicht sein. Bei der kommenden Europawahl hätte jeder Bürger die Chance, mit seinem Kreuz den Schritt in eine „geilere Zukunft“ einzuläuten.