Hat Deutschland im Winter Stromausfälle zu befürchten? Das gesamte Land stellt sich in Zeiten der Energiekrise diese bange Frage. Mehrere Probleme lassen dieses Horrorszenario wahrscheinlich erscheinen. Welche das sind und wie eine mögliche Lösung aussieht.
Gasmangel: Spätestens seit dem russischen Lieferstopp wird das Gas knapp. Auch wenn die Speicher ziemlich voll sind (aktueller Füllstand 94,4%), werden diese Reserven wohl zum Heizen und für die Industrie gebraucht werden. Kritisch könnte es werden, wenn in Krisensituationen nicht genügend Gas vorhanden ist, um flexible Gaskraftwerke zur Stabilisierung der Netze hochzufahren.
Energiekrise: Ein Geben und Nehmen beim Strom
Stromex- und import: In Frankreich liegen derzeit viele Atomkraftwerke still. Dadurch muss Deutschland das Nachbarland Frankreich mit Stromexporten unterstützen. Im Winter ist Deutschland dann auf französische Lieferungen angewiesen. Denn im Winter scheint die Sonne kürzer und es kann zu Windflauten kommen. Das kann gerade dann zu weniger Energie führen, wenn bei einem Strommix relativ viel auf Erneuerbare (48,5 Prozent) gesetzt wird, wie es in Deutschland der Fall ist.
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Trockenheit: Es war ein heißer, trockener Sommer. Was dem einen mediterrane Stimmung bescherte, ist für Kohlekraftwerke eine Katastrophe. Warum? Viele Kohlekraftwerke bekommen ihren Brennstoff, also die Kohle, mit Schiffen über die Flussstraßen angeliefert. Wenn die Flüsse austrocknen oder der Pegel sinkt, kann keine oder nur deutlich weniger Kohle zu den Kraftwerken verschifft werden. Die Konsequenz: Weniger gewonnene Energie.
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Heizlüfter: Viele Menschen haben sich aus Sorge vor einem kalten Winter Heizlüfter und Radiatoren zugelegt. Die vielen Heizlüfter könnten das Stromnetz überlasten und zumindest einen regionalen Stromausfall auslösen. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) warnt, dass „unsere Stromversorgung für eine derartige gleichzeitige Zusatzbelastung nicht ausgelegt ist“.
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Bewertung: Auch wenn die genannten Probleme die Lage anspannen, sehen Experten relativ entspannt auf die Situation. „Es könnte anspruchsvoll werden, wird aber zu managen sein.“, lässt sich Simon Müller, Deutschlandschef der Denkfabrik Agora Energiewende, ein. Die Wahrscheinlichkeit eines landesweiten Stromausfalls als sehr gering.
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Lösung: Neben dem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, zeigen Experten vor allem diese Möglichkeit auf: Flex-Alert per SMS. Dabei handelt es sich um eine Warnnachricht, die Netzbetreiber an die Bürger verschicken, wenn das Stromnetz an die Kapazitätsgrenze kommt. Die Maßnahme heißt Lex-Alert, um Stromausfälle durch freiwilliges Verbraucherverhalten zu verhindern. Eine Nachricht könnte so aussehen: „Bitte schalten Sie bis 21.00 Uhr alle nicht lebensnotwendigen Geräte ab. Helfen Sie, einen Stromausfall zu verhindern“. Was auf den ersten Blick skurril klingt, funktioniert in Frankreich und Kalifornien, dort ist diese Wahnfunktion üblich, wie die „Zeit“ berichtet.