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„Die Partei“ nach der Europawahl: „Zu ernst, um witzig zu sein“

„Die Partei“ nach der Europawahl: „Zu ernst, um witzig zu sein“

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Foto: dpa

Ist Schluss mit lustig? Nein, das nun wirklich nicht.

„Die Partei“ macht immer noch Satire. Das stellte Parteichef Martin Sonneborn am Abend der Europawahl gleich mal direkt klar und postete ein Bild von sich, einer Flasche Bier und einem Sticker, auf dem steht: „LOL SPD“.

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„Die Partei“ und die neue Sachlichkeit

Doch es gibt eine neue Ernsthaftigkeit, eine neue Sachlichkeit bei der „Partei“.

+++ Martin Sonneborn im DERWESTEN-Interview: „Dieter Nuhr, der Scheinkabarettist“ +++

Bei der Europawahl konnte sie ihr Ergebnis vervierfachen: Neben Sonneborn wird künftig wohl auch Kabarettist Nico Semsrott ins EU-Parlament einziehen.

Eine Protestpartei der Nische

Martin Sonneborn sagte unserer Redaktion am Wahlabend: „Die SPD ist tot, die zu gut gelaunten Grünen werden die neue SPD und wir werden die neuen Grünen.“ Ja, das ist hart überspitzt – aber im Kern der Grundstein einer Wahlanalyse.

+++ Robert Habeck im DERWESTEN-Interview: „Damit ist jetzt Schluss“ +++

Die einstige reine Spaßpartei „Die Partei“ ist zu einer Protestpartei der Nische geworden – wie einst die Grünen. Und wie die Grünen in ihrer Anfangszeit wird „Die Partei“ noch von vielen belächelt – doch die feine Grenze zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit verschwimmt bei „Die Partei“ immer mehr.

Martin Sonneborn: „Das Sterben im Mittelmeer ist zu ernst“

Das wird schon länger deutlich. Etwa in einem Interview, das Martin Sonneborn uns knapp zwei Wochen vor der Europawahl gegeben hat.

+++ Christian Lindner im DERWESTEN-Interview: „Die AfD betreibt Geschäftemacherei“ +++

Der Parteichef und Ex-Titanic-Chefredakteur liebt es nach wie vor, sarkasmustriefende Bemerkungen einfließen zu lassen, die so absurd sind, dass man sie manchmal erst im Nachhinein wahrnimmt.

Dann aber sagt er plötzlich das: „Das anhaltende Sterben im Mittelmeer ist zu ernst, um witzig zu sein.“ Im Wahlkampf hatte „Die Partei“ ihren Wahlwerbespot an die NGO Seawatch abgetreten und einen verstörenden Film über ein Kind gezeigt, das im Meer ertrinkt.

„Das macht mich wütend. Es geht um Menschenleben. Manche EU-Politiker stellen ihr eigenes Karriere-Fortkommen darüber. Das verstehe ich nicht“, sagt Sonneborn, und vom Spaß fehlt jetzt wirklich jede Spur.

„Die Partei“ als das Zünglein an der Waage

Vielleicht kommt der neue Ernst auch daher: Bei der „Partei“ haben sie gemerkt, dass sie jenseits des rein Subversiven tatsächlich etwas bewegen können.

„Die Partei“ hat eine Haltung eingenommen, die gerade jungen Wählern gefällt – und die ihnen offenbar bei den etablierten Parteien fehlt. Ginge es etwa nach den Erstwählern, wäre „Die Partei“ drittstärkste Kraft.

Mehrfach war der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn bei Abstimmungen das Zünglein an der Waage.

„Das erste ist der Bericht zur Seenotrettung. Zweitens: Beim Abbruch der TTIP-Verhandlungen mit den USA war eine Stimme entscheidend. Und dann ist durch meine Stimme die Datenschutz-Richtlinie E-Privacy entschieden worden“, erzählt Sonneborn.

Ein bisschen verblüfft und ohne Ironie sagt er: „Darauf bin ich ein bisschen stolz.“