Das Vertrauen, die Welt am Endes des Lebens in Würde und ohne Schmerzen verlassen zu können, ist bei vielen nicht mehr gegeben. Im Gegenteil: Sie haben Sorge, dass sie auf dem OP-Tisch landen, weil das Geld in die Kassen spült. Dass sie an Beatmungsapparate angeschlossen werden – als gute Einnahmequelle, obwohl es Zeit zu sterben ist. Am Leben erhalten, gegen den eigenen Willen, das ist verboten. Aber es ist Alltag.
Angehörige von Todkranken erleben es Tag für Tag, dass selbst der schriftlich festgehaltene Patientenwille in der Patientenverfügung nicht akzeptiert wird. Ärzte schaffen es noch viel zu oft, den Angehörigen ein überaus mulmiges Gefühl mitzugeben, nur weil die Verwandten den Sterbewillen des Patienten durchsetzen wollen.
Natürlich ist „Leben erhalten“ das ärztliche Prinzip. Aber die Frage ist auch: Wie ist die Lebensqualität nach einer Operation? Das fragen sich Ärzte oft nicht. Anscheinend auch, weil die Therapie von Todkranken Geld bringt. Aber auch, weil Ärzte es nicht anders gelernt haben. So lange nicht in jedem Krankenhaus ein Palliativteam arbeitet, das den Willen des Sterbenden als oberstes Gebot sieht, werden Patienten und Angehörige weiterhin verzweifeln. Dass die meisten Menschen zwar keine Angst vor dem Tod, dafür aber vor dem Sterben haben, ist so traurig wie logisch.