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Deutscher Backpacker will durch Türkei reisen und landet noch am Flughafen in Arrestzelle

Deutscher Backpacker will durch Türkei reisen und landet noch am Flughafen in Arrestzelle

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Passagiere eines Fluges von Pegasus Airlines nach Ankara stehen am 21.07.2017 am Flughafen in Stuttgart (Baden-Württemberg) am Check-In Schalter um ihr Gepäck aufzugeben. (zu dpa: „„Einfach Urlaub“: Türkei-Touristen unbeeindruckt von Gabriels Warnung“ vom 21.07.2017) Foto: Christoph Schmidt/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
  • Der Türkei-Urlaub eines Deutschen war einem Bericht zufolge bereits bei der Einreise beendet
  • Der 35-Jährige wurde ohne Angabe von Gründen in die Arrestzelle des Flughafens in Izmir gebracht
  • Über die Türkei hat er sich nie kritisch geäußert

Berlin. 

Eigentlich wollte Jascha Schewtschenko das Land kennenlernen, doch weiter als bis zum Flughafen kam er nicht. Wie der „Spiegel“ berichtet, ging es für den Deutsche direkt von der Grenzkontrolle am Airport Izmir in die Arrestzelle.

Drei Tage musste Schewtschenko dort bleiben, dann ging es wieder zurück nach Hause. Den Grund für sein Einreiseverbot kennt er bis heute nicht.

„Sache der türkischen Regierung“

Laut „Spiegel“ hat sich der 35-jährige, promovierte Astrophysiker nie politisch über die Türkei geäußert, weder Kritik an Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in sozialen Netzwerken gepostet noch privat irgendetwas gegen die Landespolitik gesagt.

Auf mehrmaliges Nachfragen, weshalb er nicht einreisen dürfe, habe Schewtschenko stets die gleiche Antwort bekommen: Das sei Sache der türkischen Regierung. Er solle bei der diplomatischen Vertretung der Türkei in seiner Heimat nachfragen.

Schewtschenko muss mit gleicher Airline zurück

Schewtschenko versucht es zunächst beim deutschen Konsulat in Izmir. Das vertröstet ihn auf den nächsten Tag, teilt ihm dann mit, dass er wohl zurückreisen müsse. Ebenfalls keine Hilfe ist das türkische Konsulat in Köln. Denn der Deutsche soll dort persönlich vorstellig werden. Aus der Ferne könne man ihm nicht helfen.

Also bittet Schewtschenko die Polizisten am Flughafen darum, nach Griechenland weiterreisen zu dürfen, um zumindest noch ein bisschen Urlaub machen zu können. Doch die Regeln sind offenbar strikt: Er müsse dahin zurück, wo er hergekommen sein und zwar mit der gleichen Airline. Blöd nur: Die Fluggesellschaft fliegt nicht täglich.

Airbnb-Vermieter angeblich das Problem

Also bleibt Schewtschenko drei Tage in der Arrestzelle. Drei Tage in einem fensterlosen Raum mit vier Betten, nebenan noch ein Waschraum mit Toilette. Immerhin: „Das Essen war gar nicht schlecht“, sagte er dem „Spiegel“.

Später erfährt er von einem Polizisten, dass der Arrest nicht mit ihm, sondern mit dem Mann zu tun habe, bei dem er seine Ferienwohnung gebucht hatte. Der Airbnb-Vermieter ist völlig perplex, als Schewtschenko ihn informiert. Dem „Spiegel“ sagte er: „Die Polizei hat sich nicht bei mir gemeldet. Ich vermiete meine Wohnung weiterhin, ohne Probleme.“

Nicht der erste Fall

Seitens der türkischen Botschaft in Berlin heißt es, jemanden ohne Beweise gegen ihn nicht ins Land reisen zu lassen, dürfe trotz Ausnahmezustands nicht vorkommen. Beim Auswärtigen Amt weiß man hingegen, dass es kein Einzelfall ist.

„Seit Anfang 2017 wurde wiederholt deutschen Staatsangehörigen an den Flughäfen in der Türkei die Einreise ohne Angabe genauer Gründe verweigert. Die betroffenen Personen mussten nach einer Wartezeit in Gewahrsam von mehreren Stunden ihre Rückreise nach Deutschland antreten“, heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen.

Laut „Spiegel“ hat Schewtschenko noch an seinem Heimatflughafen einen Flug nach Kroatien gebucht. Die Einreise in Split sei ohne Probleme gelungen. (cho)