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Deutsche Bahn: IC hat große Probleme – ausgerechnet ER sitzt im Zug

Deutsche Bahn: IC hat große Probleme – ausgerechnet ER sitzt im Zug

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Andreas Scheuer durfte im Zug der Deutschen Bahn die Probleme hautnah erleben. Foto: dpa

Hannover. 

Die Deutsche Bahn steht wegen unpünktlicher Züge häufig in der Kritik seiner Fahrgäste. Ein Viertel aller Fernzüge ist in der Regel unpünktlich. So auch der IC 1929 der Deutschen Bahn, der am Montag von Berlin nach Köln fuhr.

In den sozialen Netzwerken fingen die Fahrgäste über die überfüllten Waggons im Zug an zu motzen.

Deutsche Bahn: Überfüllter Intercity sorgt für Ärger

Der Grund: Die Fahrgäste mussten aus einem vorherfahrenden ICE (ICE 944 nach Düsseldorf) wegen Technikproblemen in den Intercity umsteigen.

Ausgerechnet ein ganz besonderer Gast saß in dem Zug: Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Er war auf dem Weg nach Hannover zur Eröffnung der Werkzeugmaschinen-Weltausstellung.

Als Minister ist er für die Deutsche Bahn zuständig und sozusagen deren oberster Aufseher.

Ziemlich vorwurfsvoll schreibt der Linken-Bundestagsabgeordnete Victor Perli, ebenfalls an Bord des Zugs, auf Twitter: „Moin! aus dem völlig überfüllten IC1929 über Wolfsburg nach Hannover usw. Der vorige ICE wurde wg Technikproblem gestoppt. Gut, dass Verkehrsminister Scheuer an Bord ist und auch er die Misere der kaputtgesparten Bahn und CSU-Verkehrspolitik live ertragen muss.“

https://twitter.com/victorperli/status/1173491481753133056?ref_src=twsrc%5Etfw

Auch andere Fahrgäste twitterten über den Vorfall:

https://twitter.com/WiebkeRamm/status/1173482934461980672?ref_src=twsrc%5Etfw

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Deutsche Bahn: Scheuer geht in die Offensive

Scheuer versuchte aber offenbar, aus der Not eine Tugend zu machen. Wolfang Ainetter, Sprecher des Verkehrsministers teilte auf Twitter ein Bild und schrieb dazu: „Wie lieben die Deutsche Bahn, weil sie uns meistens pünktlich ans Ziel bringt. Heute ICE-Störung nach dem Start. Jetzt sitzen wir in einem anderen – überfüllten – nach Hannover. Einige Fahrgäste freuen sich, dass unter ihnen der Bundesverkehrsminister ist. 80 min Zeit für „Bürger-Talk.“

https://twitter.com/WAinetter/status/1173499307212910592?ref_src=twsrc%5Etfw

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Das ist Andreas Scheuer:

  • Geboren 1974 in Passau, Bayern
  • 1994 trat Scheuer in in die Junge Union und die CSU ein
  • Von 2003 bis 2007 war er Vorsitzender des JU-Bezirksverbandes Niederbayern
  • Seit 2002 ist Scheuer zudem Mitglied des Deutschen Bundestags
  • 2013 wurde er Generalsekretär der CSU, seit 2018 ist Scheuer Verkehrsminister

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Doch ein Konkurrent nutzte den Post als Steilvorlage für eigene Werbung. Patrick Kurth von Flixtrain kommentierte: „Hinweis: Der FlixTrain heute um 7:02 Uhr fuhr pünktlich von Berlin nach Hannover. Trotz sehr guter Auslastung hätten wir noch ein paar weitere Kollegen mitnehmen können. Der Verkehrsbereich muss doch zusammenhalten!“

Das konnte Scheuers Sprecher Wolfgang Ainetter via Twitter aber letztlich kontern. Der Minister habe seine Eröffnungsrede nur mit wenigen Minuten Verspätung beginnen müssen und habe gute Gespräche mit den Bahnkunden gehabt.

https://twitter.com/WAinetter/status/1173546122087940096?ref_src=twsrc%5Etfw

Jeder vierte Fernzug verspätet

Verspätungen sind keine Seltenheit bei der Deutschen Bahn. Im August kamen 75 Prozent der Fernzüge pünktlich – das sind nach Bahn-Definition Züge, die weniger als sechs Minuten nach der Planzeit ankommen.

Das Jahresziel der Bahn sind 76,5 Prozent, in der Hälfte der abgelaufenen Monate blieb die Staatstochter allerdings unter dem erhofften Wert.

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ICE

  • Der Intercity-Express ist der schnellste Zug der Deutschen Bahn
  • Der ICE ist der Nachfolgezug des Intercity
  • 1991 wurde der ICE-Bertrieb eingeweiht

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Im Regionalverkehr kamen im August 94,7 Prozent aller Züge pünktlich.

Bahn wurde 1994 privatisiert

Die Deutsche Bahn ist eine 1994 gegründet Aktiengesellschaft, die im Zuge der Bahnreform gegründet wurde. Damals wurde die Bahn privatisiert, blieb aber zu 100 Prozent im Besitz des Bundes. Sie wird allerdings als private Rechtsform mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften.

2008 sollten eigentlich Anteile der Bahn an private Anleger verkauft werden, der Börsengang wurde aber kurzfristig gestoppt. So verbleibt die Bahn komplett im Besitz des Bundes.