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Der eine redet, der andere mehr

Der eine redet, der andere mehr

Ich finde nicht, dass sich ein westfälisches Publikum anders verhält als ein rheinisches. Da kann ich nicht den geringsten Unterschied ausmachen. Nun gehen Kabarettbesucher aber auch hier wie da aus dem Haus, um sich Erkenntnisgewinn mit Humor zu verschaffen. Die wollen lachen und tun dies auch. Wer dazu in den Keller geht, kommt erst gar nicht.

Wenn ich gefragt werde, ob die Klischees stimmen, ober der Rheinländer „das Herz auf der Zunge“ hat und ob der Westfale schweigsam ist, sage ich: Der Westfale ist nicht schweigsam. Doch hat das Sprechen im Rheinland einen Wert an sich, unabhängig vom Inhalt. Hauptsache, man hat mal gesprochen. Dafür hört er nur ungern zu. In der kurzen Zeit der französischen Besatzung sollen die Machthaber in Köln das Handtuch geworfen haben. Begründung: „Die Kölner kann man nicht regieren, sie hören nicht zu!“

Der Ruhri ist unverwechselbar und weder Westfale noch Rheinländer. Es wird höchste Zeit, dass man diese bodenständigen Kosmopoliten zu einer Stadt formt. Die dann größte Stadt Deutschlands bekäme als Wahrzeichen vom Popart-Künstler Claes Oldenburg eine Currywurst so hoch wie der Eiffelturm und den Namen 40800 Schimanski.

Es war genial, zwei so verschiedene Gegenden zu einem Land zu machen. Wenn der Westfale morgens aufsteht, sagt er: „Ha, was kann ich heute schaffen.“ Wenn der Rheinländer morgens aufsteht, sagt er: „Ha! Wo jehn mer heut Abend hin?“ Zusammen stimmt die Work-Live-Balance.

NRW zieht Humoristen an wie die Kuhscheiße die Fliegen. Der Wiener Kabarettist Werner Schneider hat es mal so ausgedrückt: „Es ist die einzige Gegend der Welt, wo du zwei Wochen spielen kannst, ohne das Hotel zu wechseln.“ So kann man auch den Ureinwohnern von Gerburg Jahnke über Herbert Knebel bis Wilfried Schmickler diese eigentümliche Berufswahl nicht wirklich übel nehmen.