Eine Studie zeigt: Kein Verein verhängt mehr Stadionverbote als der BVB. In Relation zur Zuschauerzahl hängt ein anderer Revierverein den BVB aber ab.
Bochum.
Mit massivem Polizeiaufgebot rücken Beamte an jedem Wochenende zu den Fußballstadien aus, um Krawalle unter den Fans zu verhindern. Oft reicht ein Funke, um eine Schlägerei auszulösen. Die Vereine reagieren meist mit Stadionverboten gegen gewaltbereite Hooligans. Bisher aber war nicht bekannt, wie viele Stadionverbote verhängt werden und wer davon betroffen ist.
Die am Dienstag vorgestellte Studie des Bochumer Kriminologen Prof. Thomas Feltes liefert dazu überraschende Ergebnisse. Die meisten Stadionverbote – bezogen auf je 100.000 Zuschauer – verhängten demnach die Vereine Cottbus, Dresden, Bochum und Köln. Dortmund liegt in dieser Rangliste auf Platz sieben, obwohl der BVB absolut gesehen die höchste Zahl an Stadionverboten ausspricht. Die meisten Verbote werden wegen des Besitzes oder der Zündung von Feuerwerkskörpern, Körperverletzung oder Widerstands gegen Polizeibeamte verhängt.
„Der hohe Anteil hat uns überrascht“
Feltes hat für seine Studie rund 2700 Personen in den Blick genommen, die 2012 und 2013 von Fußballvereinen und vom Deutschen Fußball Bund (DFB) mit einem Stadionverbot belegt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass rund 70 Prozent von ihnen als „vorbestraft“ registriert sind, weil sie zuvor wegen einer Straftat verurteilt oder mit bestimmten Maßnahmen belegt worden waren. „Dieser hohe Anteil von vorbestraften Personen hat uns überrascht“, räumt Feltes ein.
Das Spektrum reiche von Diebstahl oder Unterhaltsentziehung über Drogenkriminalität bis hin zu schweren Straftaten wie Vergewaltigung. Auch ein weiteres Ergebnis hatte der Wissenschaftler nicht erwartet: Die Altersspanne der vorbestraften Stadionverbotler ist sehr groß, sie reicht von 16 bis 74.
Ob Stadionverbote allerdings wirksam sind, zog Feltes schon zuvor in Zweifel. In der Fan-Szene würden die Betroffenen nicht selten als Helden glorifiziert. Statt zu einer Ausgrenzung der Hooligans würden so zuweilen Solidarisierungseffekte in der Szene entstehen. Man müsse daher mehr über die betroffenen Personen wissen, um bessere Präventionswege zu finden. Die neue Studie ist ein Schritt in diese Richtung.