Bei der Europawahl 2024 tritt die wertkonservative DAVA-Partei („Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“) erstmals an . Sie will insbesondere von Menschen aus Zuwandererfamilien Stimmen bekommen, vor allem aus der Community der Deutschtürken. Von einigen Medien wurde DAVA direkt als „Erdogan-Partei“ abgestempelt.
Mitgründer und Parteichef Teyfik Özcan wehrt sich gegen dieses Image. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er darüber, wie der Islam in Deutschland ankommen kann. Den islamischen Verband Ditib sieht er als Schlüssel für die Integration – obwohl dieser eng verknüpft ist mit dem Erdogan-Machtapparat in der Türkei.
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Ditib den Kirchen gleichstellen: „Dann haben wir die Unabhängigkeit“
Özcan bedauert, dass der Islam auch in deutschen Medien immer wieder in ein schlechtes Licht gerückt werde. Beispielsweise in der Berichterstattung nach Terroranschlägen durch „Geistesgestörte“, wie er die Täter nennt. Seine Lösung, um den nächsten Schritt zu gehen: Der Verband Ditib müsse eine Körperschaft des öffentlichen Rechts werden.
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Das sei die richtige Antwort auf die Kritik, dass Ditib abhängig sei von der Türkei und dass mehr Transparenz eingefordert wird. „Wenn wir Ditib als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkennen, dann haben wir doch diese Unabhängigkeit und dann steht die Finanzierung unabhängig vom Ausland.“ Doch dazu fehle der politische Wille, beklagt er.
DAVA-Chef fordert Kirchensteuer für Ditib und Imam-Ausbildung in Deutschland
In die fast 1.000 Ditib-Moscheen in Deutschland würden nahezu eine Million Menschen gehen – bei Weiten nicht nur Gläubige mit türkischen Wurzeln. Auch viele Pakistani, Syrer oder Iraker seien da. Ditib könne deshalb zu DER Stimme der Muslime in Deutschland werden, ist Özcan überzeugt. Hier liege „ein großes Potenzial“, aber dieses bleibe ungenutzt, weil sich die Menschen nicht richtig zugehörig fühlen zum Land.
„Wir haben eine Identitätskrise und die können wir nur überwinden, wenn der Islam in Deutschland wirklich ankommt und das kein Lippenbekenntnis mehr ist. Wenn Ditib den Kirchen wirklich gleichgestellt wird, mit Kirchensteuer. So dass Imame in Deutschland ausgebildet werden“
DAVA-Vorsitzender Teyfik Özcan
Gesetzliche islamische Feiertage, wie etwa das Zuckerfest, aber strebt der Politiker derzeit nicht an. „Wir leben in einer überwiegend christlichen Gesellschaft. Wenn die christliche Gesellschaft irgendwann sagt, das sollten wir auch einführen, dann kann man darüber reden“, so Özcan. Doch das sei nun kein Thema.
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Man müsse zudem die regionalen Unterschiede beachten. So gebe es Regionen wie im Rhein-Main-Gebiet mit einem hohen Anteil an muslimischen Migranten. „Da ist die Akzeptanz des Islams ganz anders als in Ostdeutschland“, weiß der DAVA-Chef. Der sozialen Frieden in Deutschland dürfe nicht gefährden werden. Bereits bestehende gesellschaftliche Spaltungen müsse man überwinden, stellt Özcan klar.