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Das ist der neue Chef im Vatikan

Das ist der neue Chef im Vatikan

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Foto: dpa
Wenn das Amt des Papstes nicht besetzt ist, übernimmt traditionell der Camerlengo die Leitung in der Zentrale der katholischen Kirche.Ab Donnerstagabend, 20 Uhr, wenn offiziell das Pontifikat Benedikts XVI. endet, hat er offiziell das Sagen im Vatikan: Tarcisio Bertone.

Rom. 

Ab Donnerstagabend, 20 Uhr, wenn offiziell das Pontifikat Benedikts XVI. endet, hat er offiziell das Sagen im Vatikan: Tarcisio Bertone, 78 Jahre alt und seit 2007 als so genannter Camerlengo zweiter Mann im Kirchenstaat und zudem engster Vertrauter des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI.

Wenn das Amt des Papstes nicht besetzt ist, übernimmt traditionell der Camerlengo die Leitung in der Zentrale der katholischen Kirche. Dieser Kardinalkämmerer des Heiligen Stuhls steht der Apostolischen Kammer vor, die während einer Sedisvakanz, also der Zeit zwischen dem Ende eines Pontifikats und der Ausrufung eines neuen Papstes, die Güter des Vatikans verwaltet.

Bertone, ehemaliger Erzbischof von Vercelli und Genua, war als Sekretär der Glaubenskongregation bereits unter Präfekt Joseph Ratzinger dessen engster Mitarbeiter. In dieser Funktion zog er scharfe Kritik auf sich. Der Vorwurf: Er soll die Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester behindert haben.

Auch sonst ist Bertone alles andere als unumstritten. Für viele steht der 78-Jährige für Kungelei und Misswirtschaft im Vatikan. Außerdem neiden viele ihm seine Machtfülle. Ihm wird auch von einigen die Schuld an dem Eklat um die Piusbruderschaft gegeben. Bertones Büro hatte Benedikt nicht informiert, dass deren Bischof Williamson die Existenz von Gaskammern geleugnet hatte.

Pikant dabei ist: Kardinal Bertone selbst gilt als Mitglied des Konklave, das demnächst den künftigen Papst wählen wird, als einer der möglichen Nachfolger Benedikts.

Fischerring wird gebrochen

Bertones Befugnisse während der Sedisvakanz (aus dem Lateinischen: sedes vacat – der Stuhl steht leer) sind allerdings sehr eingeschränkt. Er kann zusammen mit dem ihn unterstützenden Kardinalskollegium aktuelle Fragen regeln, darf aber nicht in Angelegenheiten entscheiden, die dem Papst vorbehalten sind. Es dürfen keine von den Päpsten erlassene Gesetze korrigiert oder geändert, keine Zusätze oder Abstriche vorgenommen werden.

Bisher endete ein Pontifikat normalerweise mit dem Tod des Papstes, den der Camerlengo offiziell feststellen muss. Dann nimmt er dem Verstorbenen den Fischerring vom Finger, das traditionelle Symbol der päpstlichen Macht. Den Ring zerschlägt er bei der folgenden Vollversammlung der Kardinäle mit dem Bleisiegel des Pontifikats – vor den Augen der Anwesenden. Der Fischerring des zurückgetretenen Benedikt soll hingegen nicht zerschlagen, sondern lediglich gebrochen werden, das Siegel wird ungültig gemacht.

Mit Beginn der Sedisvakanz versiegelt der Camerlengo das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des Papstes. Er ist vorübergehend Hausherr der päpstlichen Paläste. Er bereitet auch das Konklave in der Sixtinischen Kapelle vor und überwacht den ordnungsgemäßen Ablauf der Papstwahl.