Fast alle Züge in Deutschland stehen wieder still. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn den Bahnverkehr bis Montagabend zum Erliegen gebracht. Tausende Reisende sind landesweit frustriert.
Der Tarifstreit dreht sich hauptsächlich um die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt, neben finanziellen Forderungen. GDL-Chef Claus Weselsky sieht neben der Deutschen Bahn vor allem bei der Politik das Problem. Bei einer Lokführer-Kundgebung in Stuttgart wettert er dabei scharf gegen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
„Schämen uns für die Qualität“
„Wir schämen uns für die Qualität mit der wir hier im Eisenbahnsystem unsere Kunden beglücken. 62% Pünktlichkeit legt dieser Konzern hin & die Typen stecken sich die Taschen voll Bonus!“, teilt GDL-Chef Wselsky bei der Kundgebung in Stuttgart mit.
Dabei sind dem GDL-Chef auch Politiker ein Dorn im Auge. Laut dem GDL-Chef würden sie sich vor allem nur inszenieren wollen: „Politiker die sich am liebsten fotografieren lassen, wenn sie Bänder durchschneiden, wenn Autobahnabschnitte eröffnet werden, wenn neue ICEs an den Markt gebracht werden – dann lassen sie sich feiern“.
Weiter sagt er: „Wenn das für unseren jetzigen Verkehrsminister der Maßstab ist, dann sagen wir, Sie reihen sich ein in eine Anzahl von Verkehrsministern, die sich um alles gekümmert haben – bloß nicht um die Eisenbahn!“. Laut Weselsky trage vor allem Volker Wissing die Verantwortung für die Probleme bei der Bahn.
Wissing fordert Schlichtung
Die Lage zwischen dem GDL-Chef und Volker Wissing scheint angespannt zu sein. Denn der Bundesverkehrsminister hat wenig Verständnis für den erneuten Streik der GDL. So sagt er gegenüber dem „ZDF“: „Der Streik nimmt jetzt Ausmaße an, die so nicht mehr hinnehmbar sind.“ Er fordert eine Schlichtung zwischen der Deutschen Bahn und der GDL – und das „so schnell wie möglich“.
Die Gewerkschaft, so Wissing, lehne Verhandlungen ab: Mit dem „Kopf durch die Wand“ zu wollen, sei nicht fair und werde auch „nicht gut ausgehen für die Gewerkschaft“, so Wissing zum „ZDF“.
Eine Einigung ist aber noch lange nicht in Sicht. Die Bahn lehnt die Forderungen der GDL ab. Sie hat bisher im Rahmen eines Wahlmodells eine Absenkung um eine Stunde auf 37 Stunden bei Verzicht auf eine Lohnerhöhung von 2,7 Prozent mehr Geld ab 1. Januar 2026 angeboten. Das Angebot der Bahn sei jedoch nicht ausreichend, so die GDL.