Plötzlich redet die deutsche Politik darüber, eine eigene nukleare Abschreckung gegen Putin aufzubauen. Weil die USA nicht mehr als verlässlicher Partner gelte, erst recht mit Donald Trump im Weißen Haus, gibt es die Debatte über eigene EU-Atomwaffen.
+++ Interessant: Fällt der „Atomwaffen-Schutzschirm“ gegen Putin bald zusammen? „Haben einfach nicht die Muckis“ +++
„Auf dem Weg zu einer europäischen Armee kann also auch das ein Thema werden“, sagt nun die SPD-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl, Katharina Barley im „Tagesspiegel“. Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist ebenfalls offen für eine europäische atomare Abschreckung, zusammen mit Frankreich und Großbritannien. „Der französische Präsident Emmanuel Macron hat verschiedentlich Kooperationsangebote vorgetragen“, so der FDP-Chef in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Man müsse hier weiterdenken.
Drei Fakten über Atomwaffen auf deutschem Gebiet
Auf deutschem Boden lagern bereits heute Nuklearwafen für den Ernstfall. Drei Fakten, die dir vielleicht noch nicht bekannt sind.
1. Es sollen 20 Wasserstoffbomben in Deutschland einsatzbereit lagern
Es ist nicht offiziell bestätigt, aber Experten gehen davon aus, dass im Fliegerhorst Büchel in der Eifel (Rheinland-Pfalz) bis zu 20 US-amerikanische Wasserstoffbomben lagern. Jederzeit einsatzbereit! Zu Zeiten des Kalten Krieges sollen sogar bis zu 5.000 atomare Sprengköpfe in Deutschland stationiert gewesen sein, vor allem aus den USA, aber auch aus Großbritannien und Frankreich. Hinter der Mauer lagerten wiederum Atomwaffen der Sowjetunion auf DDR-Gebiet.
Heute sollen es also rund 20 B61-Bomben sein. Laut ICAN-Deutschland, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, soll jede dieser Bomben eine Sprengkraft von ungefähr 13 Hiroshima-Bomben haben. Insgesamt wären das also 260. Abermillionen Menschenleben und mehrere Großstädte könnten durch den Einsatz vernichtet werden.
Wasserstoffbomben zählen zu Nuklearwaffen. Ihre Zerstörungskraft ist um ein Vielfaches höher als jene von Atombomben. Aktuell läuft eine Modernisierung der Bestände. Die USA tauschen die B61 durch eine effektivere Version (B61-12) aus.
+++ Spannend: Putin: Seine Armee probt Nuklearangriff aufs Kanzleramt – Geheimdienste warnen Scholz +++
2. Piloten der Luftwaffe trainieren regelmäßig den Atomwaffen-Abwurf
Das Taktische Luftwaffen-Luftgeschwader 33 steht bereit, um die Bomben von deutschem Boden aus auf ein Zielgebiet abzuwerfen. Die Luftwaffen-Piloten trainieren regelmäßig diese Abwürfe. Auf Befehl aus dem Weißen Haus in Washington würden die Waffen im Ernstfall scharfgemacht werden. Die Luftwaffen-Piloten würden beim Einsatz von Nato-Stäben koordiniert werden
Im Zuge der Modernisierung der nuklearen Teilhabe werden 35 F-35-Kampfjets die Tornado-Flotte als bisherige Trägersysteme ersetzen.
Doch wieso ist das überhaupt möglich? Deutschland hat doch 1975 den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um den Atomwaffenverbotsvertrag, den es auch gibt, den Deutschland aber nicht unterzeichnet hat.
Hintergrund ist ein Deal von Kanzler Konrad Adenauer. Dieser erklärte 1954 einen Verzicht auf die Herstellung von ABC-Waffen in Deutschland. Dafür gab es die Aussicht auf eine NATO-Mitgliedschaft der Bundesrepunkt, die sich kurz danach erfüllte. Damit verbunden: Die Verpflichtung der USA, Deutschland bei der nuklearen Abschreckung gegenüber der Sowjetunion zu unterstützen. Die Bundesregierung beteiligt sich bis heute freiwillig an der nuklearen Teilhabe der NATO.
Mehr Themen für dich:
3. Es kam immer wieder zu bedenklichen Zwischenfällen
Es kam tatsächlich immer wieder zu brisanten Zwischenfällen auf deutschem Boden, häufig beim Transport von Raketen. Im Jahr 1985 starben drei Menschen bei einer Explosion bei Montagearbeiten an der ersten Treibstufe einer Pershing-II-Rakete in Waldheide.
Drei Jahre zuvor gab es eine Karambolage von drei Lkw mit Pershing II, eine Person verstarb. Der letzte bekannte Unfall ereignete sich 1987. Dort landete ebenfalls eine Pershing-II-Rakete bei einem Verkehrsunfall im Graben.