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AOK Sachsen will Zensuren für Ärzte

AOK Sachsen will Zensuren für Ärzte

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Foto: WAZ FotoPool

Chemnitz. 

Versicherte aus Sachsen sollen ihre Haus- und Fachärzte in einer Online-Umfrage bewerten. Obwohl es sich nicht um einen „Mediziner-TÜV“ handeln soll, stehen Experten der Bewertung kritisch gegenüber.

Die größte gesetzliche Krankenkasse Mitteldeutschlands will ab 2011 Zensuren für Ärzte einführen. Dazu sollen AOK-Versicherte aus Sachsen in einer Online-Umfrage ihre Haus- und Fachärzte bewerten. Laut Kassen-Sprecherin Hannelore Strobel ist das Ziel der Befragung, den Patienten bei der Arztsuche zu helfen. „Vom Mediziner-TÜV kann keine Rede sein“, sagt Hannelore Strobel. AOK-Plus-Versicherte können ab Januar Noten von eins bis sechs für Praxiseinrichtung, Personal aber auch Terminvergabe, Wartezeiten und Behandlung verteilen.

Erste Tests sind bereits in Hamburg, Berlin und Thüringen im Frühjahr dieses Jahres gelaufen. Die Resonanz der Versicherten war jedoch mäßig, wie es aus Thüringen heißt.

Verzerrte Bewertungen befürchtet

Die Unabhängige Patientenberatung in Leipzig hält Qualitätsauskünfte über Ärzte für nötig, zweifelt aber an der Aussagekraft der Bewertungen. „Es kann hier keine gesicherten Aussagen geben“, sagt Ulrike Dzengel von der Unabhängigen Patientenberatung Leipzig. Aufgrund der eigenen Erfahrungen habe jede Bewertung auch einen subjektiven Blickwinkel. Des Weiteren seien die Versicherten ohnehin auf die vor Ort niedergelassenen Ärzte angewiesen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen hat prinzipiell nichts gegen Noten für Ärzte einzuwenden. Aber „vermutlich nehmen vor allem Patienten an der Benotung teil, die aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden mit ihrem Praxisbesuch waren“, sagt Klaus Heckemann. Neben einer verzerrten Bewertung sieht er auch einen möglichen Massenandrang bei Ärzten mit Bestnoten, der nicht bewältigt werden kann.

Bundesweiter Start bislang unklar

In Sachsen werden knapp zwei Millionen AOK-Versicherte dazu aufgefordert, ihre Ärzte zu bewerten. Wann alle AOK-Versicherten ihre Ärzte bewerten dürfen, ist nicht bekannt. Ursprünglich war der Herbst 2010 als Termin vorgesehen. (dapd)