Berlin.
Das ist wirklich kurz und schmerzlos: Via Twitter macht Uwe Kamann Schluss mit der AfD.
Der nordrhein-westfälische AfD-Abgeordnete aus Oberhausen verlässt die Partei und die Bundestagsfraktion. Das teilte der 60-jährige Unternehmensberater am Montag in einem Tweet mit.
AfD-Abgeordneter aus Oberhausen verlässt Partei: „Unterschiedliche Auffassungen“
Er begründete seine Entscheidung mit „unterschiedlichen Auffassungen über politische und fachpolitische Ausrichtung“ und teilte mit, er wolle dem Bundestag künftig als fraktionsloser Abgeordneter angehören. Damit hat die AfD-Fraktion noch 91 Mitglieder.
Inwieweit sich die Auffassungen über die politische Ausrichtung unterscheiden, das teilte Uwe Kamann nicht mit. Für ein Statement war er am Dienstag nicht zu erreichen.
Twitter-Nutzer: „Verräter“
Dabei war die Frage nach dem Grund eine der am häufigsten gestellten unter dem Tweet. Manche Nutzer beglückwünschten Kamann zu seiner Entscheidung, andere nannten ihn einen „Verräter“.
Die Initiative „Bürgerkandidaten“ nutzte den Tweet von Kamann direkt zu einer Art Kaltaquise: „Nun haben Sie die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben und der erste Bürgerabgeordnete im Parlament zu werden. Wenden Sie sich der Bürgerdemokratie zu, arbeiten Sie ausschließlich für Ihre Wähler*innen“, kommentierte die Initiative.
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Eine der Initiatorinnen von den „Bürgerkandidaten“ ist Marianne Grimmenstein, die als Gegnerin von Freihandelsabkommen wie CETA vor einigen Jahren Bekanntheit erlangt hatte. Zur Bundestagswahl 2021 will die Initiative „unabhängige Direktkandidaten“ aufstellen, wie es auf der Internetseite heißt.
Kein „mediales Feuer auf die AfD“
Uwe Kamann hatte in einer parteiinternen Chat-Gruppe Kamann nach Angaben eines Fraktionsmitglieds geschrieben: „Ich kann Euch versichern, dass ich keinerlei mediales Feuer auf die AfD führen werde. Ich gehe davon aus, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.“ Der IT-Unternehmer ist bisher fachpolitischer Sprecher der Fraktion für Digitalisierung und AfD-Obmann im Ausschuss Digitale Agenda.
Die AfD hatte bei der Bundestagswahl im September 2017 insgesamt 94 Mandate errungen. Kurz nach der Wahl verließen die damalige Parteichefin Frauke Petry und der nordrhein-westfälische Abgeordnete Mario Mieruch die Fraktion. Auch sie gehören dem Bundestag als Fraktionslose an.
Weitere Querelen bei der AfD
Der Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Christian Lüth, sagte: „Wir bedauern den Austritt von Uwe Kamann ausdrücklich.“ Dieser habe die Fraktion durch seine Fachkompetenz und seinen engagierten Einsatz bereichert.
Unterdessen plagen die AfD weitere Personalquerelen: Der Bundesvorstand der Partei will die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein wegen Kontakten zu einem rechtsextremistischen Verein aus der Partei werfen. (pen/dpa)